Netzwerken – wichtiger denn je

Vor 30 Monaten hat Claudius Blank sein Amt als Stadtbrandrat (SBR) und Kommandant der FF München angetreten. Seit dem hat bereits eine Vielzahl an persönlichen Gesprächen mit Vertretern aus Politik und Verwaltung stattgefunden. Wieso solche Gespräche wichtig sind? Ein Interview mit Claudius Blank.

Claudius, wieso sind solche Treffen, warum ist Netzwerken generell so wichtig?

SBR Blank:

»Das bürgerschaftliche Engagement, also die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger Münchens, ist wegen der Krisen und Katastrophen der letzten Jahre so groß wie noch nie. Gleichzeitig passt sich die Landeshauptstadt München an die gestiegenen Herausforderungen der „Zeitenwende“ an.

Die Organisation Freiwillige Feuerwehr München mit über 1.100 aktiven Mitgliedern darf hierbei nicht nur als Traditionsverein für den Brandschutz der Stadt verstanden werden. Vielmehr sind wir ein fester Partner und Gestalter für den Katastrophenschutz der Landeshauptstadt.

In den Gesprächen berichten wir nicht nur von unserem Portfolio und der ständigen Einsatzbereitschaft sondern geben unsere Forderungen und Ideen zur Weiterentwicklung eines modernen Ehrenamtes an die Politik und Verwaltung weiter.«


Im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz gilt der Spruch „In Krisen Köpfe kennen“. Anhand eines Beispieles, was ist damit für unsere Feuerwehr gemeint?

SBR Blank:

»In der Ukraine-Flüchtlingskrise im Jahr 2022 waren wir nicht nur in den städtischen Informationsfluss eingebunden. Im Austausch mit anderen Hilfsorganisationen aber auch Vereinen und Dienststellen wie das Sozialreferat, der Caritas, dem THW usw. konnten wir unbürokratisch und schnell Hilfe leisten.

Die Leiterinnen und Leiter von über 40 Institutionen waren miteinander vernetzt, um schnelle Entscheidungen zu treffen und gegenseitige Hilfestellungen zu geben. Neben den offiziellen Meldewegen ist es wichtig, untereinander mit den wichtigen „Köpfen“ der Stradt vernetzt zu sein. Gegenseitiges Vertrauen ist dabei besonders wichtig. Das Vertrauen entsteht natürlich besonders gut, wenn man sich auch außerhalb der Einsätze kennen und schätzen lernen kann.«


In den vergangenen Jahren wurden persönliche Gespräche sowohl mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Lokalpolitik und Stadtverwaltung als auch mit der Landespolitik geführt. Auch Besuche von Delegationen aus Japan und Australien gab es bereits und es gibt Mailverkehr mit dem Major des Katastrophenschutzes in unserer Partnerstadt Kiew. Wie waren die Erfahrung und Rückmeldungen hierzu?

SBR Blank:

»Besuche von anderen Institutionen, zum Beispiel dem griechischen Innenminister, dienen dem Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer. In diesem Beispiel konnten wir ganz offen über das Thema Waldbrandbekämpfung sprechen. Viele Mitglieder unserer Feuerwehr würden ja gerne bei so großen Waldbränden mithelfen. Der Minister hat uns aber ganz klar aufgezeigt, dass dies nicht die höchste Priorität in Griechenland hat. Es müssen dort erst die Strukturen und Prozesse aufgebaut werden, damit externe Hilfe überhaupt wirksam und sinnvoll eingesetzt werden kann.

In den vielen Gesprächen mit der Politik bekommen wir sehr viel Dankbarkeit und Wertschätzung entgegengebracht. Im Gegenzug diskutieren wir aber auch die Anforderungen, die wir an das Land oder die Kommune haben. Der Feuerwehrdienst ist aufgrund des Feuerwehrgesetzes bereits sehr gut geregelt was den Versicherungsschutz, die Freistellung und die Lohnfortzahlung angeht. Trotzdem dürfen wir uns auf dem aktuellen Stand nicht ausruhen. Wir wollen dabei keine Geldgeschenke, da wir gerne unseren Dienst ehrenamtlich leisten. Wir wollen aber auch in Zukunft auf moderne Ausrüstung, modere Ausbildung und ansprechende Gerätehäuser zurückgreifen können. Nur so können wir auch weiterhin den Dienst am Nächsten leisten.

Aus der Politik kommen hier sehr viele positive Signale, die natürlich auch umgesetzt werden müssen. Hier üben wir in den Gesprächen natürlich auch Kritik, wenn insbesondere Bürokratie und langwierige Prozesse die Entwicklung bremsen.

In Summe ist man stolz auf die Freiwillige Feuerwehr und das Engagement jedes Einzelnen. Die Freiwillige Feuerwehr ist wichtiger denn je und wir konnten all die Einsätze und Herausforderungen hervorragend meistern. Wir geben diese Dankbarkeit und die Wertschätzung an unsere Mitglieder weiter.«


Vielen Dank für das Gespräch, Claudius!

 

Einige der vergangenen Gesprächstermine