Vor 60 Jahren: Die Flugzeugkatastrophe am 17. Dezember 1960

Im Dezember 1960 ereigneten sich unmittelbar hintereinander zwei der größten zivilen Luftfahrzeug-Katastrophen der Welt.

Blick auf die Straßenbahn und im Hintergrund das Flugzeugwrack und viele hundert Schaulustige, die sich nach dem Absturz schnell eingefunden haben. | Quelle: Archiv BFM

Am 16. Dezember 1960 forderte der Zusammenstoß zweier Verkehrsflugzeuge über New York 134 Todesopfer (128 Flugzeuginsassen und sechs Menschen auf der Straße und in Gebäuden). Über Staten Island stießen eine Maschine der TWA und der United Air Lines zusammen. Die TWA-Constellation stürzte unmittelbar auf ein freies Feld im Militärgelände des Miller Army Airfield ab. Die United DC-8 hingegen in das rund 19 km entfernet Wohngebiet Park Slope in Brooklyn. Dies war bislang der schwerste Unfall in der Geschichte der Zivil-Luftfahrt.

Nur 24 Stunden später und knapp drei Jahre nach dem Flugzeugunglück vom 6. Februar 1958 in München-Riem, bei dem 23 Menschen – Spieler der englischen Fußballmannschaft „Manchester United", Sportjournalisten und ein Mitglied der Besatzung – ums Leben kamen, ereignet sich in der Münchner Innenstadt erneut ein schweres Flugzeugunglück, bei dem insgesamt 52 Menschen ihr Leben verloren.

Am Samstag, dem 17. Dezember 1960 startete um 14:05 Uhr eine mit ca. 6.000 Liter Treibstoff voll betankte Convair 340 der US-Luftwaffe vom Flughafen München-Riem zu einem Flug nach Northolt (England).

Der Flug sollte 2 Stunden und 58 Minuten dauern. Aufgrund der Betankung hätte die mögliche Flugdauer aber 9 Stunden und 30 Minuten betragen können. Warum das Flugzeug soviel Treibstoff geladen hatte, wurde nie geklärt. Die große Treibstoffmenge trug mit zu dem verheerenden Flammeninferno in der Münchner Innenstadt bei.

Der schwarze Samstag von München

Über dem Flugplatz Riem und dem Stadtgebiet lag zu diesem Zeitpunkt in 30 bis 45 Meter Höhe über Boden eine dichte, geschlossene Nebeldecke von etwa 350 Meter Dicke. Die Lufttemperatur am Boden betrug -1,9 °C und die relative Luftfeuchte 96 Prozent. Der Start erfolgte südwestlich in Richtung Trudering. Ein Zeuge beobachtete, dass die linke Luftschraube des soeben gestarteten Flugzeugs stillstand. Der Pilot meldete zum gleichen Zeitpunkt dem Kontrollturm des Flughafens den Ausfall des linken Motors und die Absicht, in einer Rechtskurve über die Stadtteile Ramersdorf, Giesing und der Ludwigs- und Maxvorstadt über Berg am Laim nach Riem zurückzukehren. Zudem bat er um die Bereitstellung von Unfall-Hilfsmittel. Der Anflugkontrolldienst alarmiert darauf hin die Flughafen-Feuerwehr.

Weiterhin unterrichtete der Flughafen München-Riem die Nachrichtenzentrale der Berufsfeuerwehr München, dass man mit der Notlandung einer Maschine rechne und die Flughafen-Feuerwehr bereits ausgerückt sei. Um 14.11 Uhr fuhren die unter dem Stichwort „Bereitstellung Flugplatz Riem“ vorgesehenen Kräfte der zuständigen Feuerwache 5 der Berufsfeuerwehr mit einem Tanklöschfahrzeug TLF 16, einer Drehleiter DL 30, einem Rüstkraftwagen, einem Schlauchkraftwagen, einem Sanitätskraftwagen und dem Arztwagen nach Riem ab.

Sekunden vor 14.09 Uhr bricht dann der bis dahin rege und seitens der Besatzung der Maschine ruhige und ohne jedes Anzeichen einer Panikstimmung geführte Funksprechverkehr plötzlich ab und das Flugzeug verschwindet unvermittelt auch vom Radarschirm.

Zu diesem Zeitpunkt hören Passanten und Anwohner der Straßenzüge nördlich der Theresienwiese „ein ungeheures Rauschen und Brausen in der Luft" und „ein Pfeifen wie von einem Düsenjäger", dem „ein ohrenbetäubendes Krachen" folgte. Andere sehen „einen dunklen Schatten aus dem Nebel brechen" und Sekunden später „einen grellen Blitz und ein einziges Flammenmeer".

Das Flugzeug der US-Army war mit seiner linken Tragfläche gegen den 97 Meter hohen, in Nebel gehüllten Turm der St.-Pauls-Kirche geprallt, durch die Kollision 355 Meter nach Westen abgelenkt und auf die belebte Straßenkreuzung Bayerstraße und Martin-Greif-Straße gestürzt.

Kurz vor dem Unfall fuhr die Funkstreife Isar 60 des 25 Polizeireviers die Landsbergerstraße stadteinwärts und bog vor der Bayerstraße in die Martin-Greif-Straße ein. Zum Zeitpunkt des Unfalles befand sich der Wagen auf Höhe der Tankstelle an der Martin-Greif-Straße. Die beiden Streifenpolizisten bemerkten hinter sich eine Explosion und setzten umgehend um 14.10 Uhr die erste Alarmmeldung mit dem Wortlaut „Ein Straßenbahnzug brennt“ an die Funkzentrale ab. Dass vor wenigen Sekunden ein Flugzeug in ihrer Nähe abgestürzt war, konnten die Männer im Polizeifahrzeug noch nicht erkennen.

Um 14.09 Uhr wartete gleichzeitig ein weiterer Streifenwagen am Esperantoplatz auf einen Einsatzbefehl. Die Besatzung der Funkstreife eilte unverzüglich mit ihrem Wagen zum Unglücksort und erreichten diesen kurz nach der bereits vor Ort stehenden Funksteife Isar 60. Sie versorgten ein Opfer, da Rettungskräfte noch nicht vor Ort waren. „Auf der Straße lagen Menschen mit schwersten Brandverletzungen“, berichtete einer der Beamten. Einen der Schwerverletzten hoben die Beamten in ihr Auto und rasten mit ihm in die Chirurgische Klinik an der Nußbaumstraße.

Um 14.12 Uhr stand in der Hauptwache der Münchner Berufsfeuerwehr der 1. Löschzug mit Sanka und dem Sonderlöschfahrzeug bereit zum Ausrücken, als Ergänzung zur Bereitstellung Riem, als die fernmündliche Meldung der Polizei-Funkzentrale „Ecke Bayer-/Hermann-Lingg-Straße, Straßenbahnzug in Brand!" einging. Die Beamten der Nachrichtenzentrale in der Blumenstraße ändern darauf hin die Alarmadresse und entsendeten den 1. Löschzug in Richtung Hauptbahnhof.

Da zwischenzeitlich bei der Branddirektion weitere, gleichlautende oder ähnliche Meldungen eingegangen waren, vermuteten die Beamten der Nachrichtenzentrale, den Absturz der zur Landung in Riem gemeldeten Maschine und lösten von sich aus, noch vor der ersten Funk-Rückmeldung der ausgerückten Einheiten, für die Hauptfeuerwache aus:

„Flugzeugabsturz, Alarmstufe 10" – Wachalarm („Alles!")

Zudem wurde der Löschzug der Feuerwache 5, der sich bereits auf Anfahrt Richtung Flughafen Riem befand, über Funk umgeleitet. Um 14.13 Uhr bestätigte der Kontrollturm des Flughafens ebenfalls den Absturz. Laut Einsatzbericht wurden zudem die Feuerwache 2 und 6 und die Dienstwohnungsinhaber alarmiert. Aufgrund der weiteren Ausführung des Einsatzberichtes von Oberbranddirektor Mehltreter vom 21. Dezember 1960, wurden vermutlich aber auch die Mannschaft der Feuerwache 3 und 4 alarmiert.

Für fünf Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr wurde Sirenenalarm ausgelöst und der Kommandant der FF München, Stadtbrandinspektor Georg Ostermeier, wurde zur Einsatzstelle gerufen. Die Löschgruppen Riem, Solln und Trudering besetzten die verwaisten Feuerwachen auf dem Flughafen Riem (durch die Löschgruppe Riem), Sendling (Feuerwache 2 durch die Löschgruppe Solln) und Ramersdorf (Feuerwache 5 durch die Löschgruppe Trudering).

Die zur Unfallstelle alarmierte Löschgruppe Feldmoching der Freiwilligen Feuerwehr konnte wenig später wieder in ihre Unterkunft zurückgesandt werden, während die Löschgruppe Großhadern bis gegen 18 Uhr an den Lösch- und Bergungsmaßnahmen in der Martin-Greif-Straße beteiligt war.

Der um 14.12 Uhr ausgerückte 1. Löschzug der Hauptwache, mit dem Funkdienstwagen, Tanklöschfahrzeug TLF 15, Löschgruppenfahrzeug LF 16, Drehleiter DL 30 und SanKa fuhr die Einsatzstelle über die Bayerstraße an, während das Sonderlöschfahrzeug SLF (mit 750 + 250 kg Pulveranhänger, 300 kg Kohlensäure und 400 kg Schaumbildner) über die Schwanthalerstraße anrückte. Um 14:15 Uhr erreichten die Einheiten die Unfallstelle, über die eine weithin sichtbare dicke, tiefschwarze Rauchwolke stand.

Der erstausrückende Löschzug der Hauptwache mit Funkdienstwagen, SanKa und SLF mit Pulverlöschanhänger PLA 250:

Die erste Einheit der Hauptfeuerwache unter der Leitung von Brandrat Maximilian Puchner, der als Wachdienstleiter den 1. Löschzug mit dem Funkdienstwagen anführte, erkannte bereits von weitem die von Flammen umgebene Silhouette des Leitwerks der abgestürzten Maschine. Den eintreffenden Kräften bot sich ein verheerendes Bild eines Flammeninfernos. Eine zusammenhängende Brandfläche, die sich von der Kreuzung Bayerstraße/Martin-Greif-Straße bis zur Hälfte des Hackerbergs erstreckte, war zunächst schwer zu überblicken.

Innerhalb dieser Fläche brannten zwei Personenkraftwagen und an der Stützmauer des Grundstücks der Spatenbrauerei Ecke Bayerstraße/Theresienhöhe lag das brennende Flugzeugwrack. Auf dem stadtauswärts führenden Gleis in der Martin-Greif-Straße stand der Straßenbahnzug der Linie 10, dessen Anhänger in voller Ausdehnung brannte.

Aus den Erdgeschoßräumen des Wohn- und Geschäftshauses der Martin-Greif-Straße 3 schlugen meterhohe Flammen an der Gebäudefront hoch. Die Oberleitung der Straßenbahn hing an mehreren Stellen herab und die gesamte Straßenfläche war mit Flugzeugteilen übersät. Dazwischen lagen Leichen. Abgesehen von den Polizeikräften, die Verletzte abtransportierten, war der Platz zu diesem Zeitpunkt nahezu menschenleer und es lag eine, die Sicht beeinträchtigende Rauchwolke über dem Unglücksort.

Der erste Löschangriff erfolgte vom Sonderlöschfahrzeug aus, das über die Schwantalerstraße an den brennenden Straßenbahnanhänger anfuhr. In der Hoffnung noch Menschenleben retten zu können, wurde unverzüglich mit den vier Pulverrohren (zwei von der 750 kg-Anlage des SLF und zwei vom mitgeführten Pulverlöschanhänger mit 250 kg) ein Angriff auf den brennenden Straßenbahnanhänger begonnen.

Es gelang zwar nach wenigen Sekunden, die Brandfläche um den Straßenbahnanhänger zu löschen und auch die Flammen innerhalb des Waggons zu ersticken, doch brachte dieser schnelle Löscherfolg keinen Überlebenden mehr hervor. Sowohl im Straßenbahnanhänger, als auch im Flugzeugwrack überlebte leider kein Insasse, der sich zum Zeitpunkt des Brandausbruchs im Inneren befand.

Lebende Fackel überlebt das Flammeninferno

Laut Einsatzbericht der Feuerwehr konnten sich vier Personen aus dem brennenden Anhänger schwer verletzt retten. Leider überlebte laut Zeitungsberichten aber lediglich ein damals 18-jähriger Fahrgast. Er hatte es dem Umstand zu verdanken, dass er an der hinteren Türe stand, welche von Hand zu öffnen war.

Als lebende Fackel konnte er sich daher im letzen Moment aus dem Straßenbahnanhänger durch einen Sprung aus der Bahn retten, um sich anschließend im Schnee zu wälzen und seine brennende Kleidung zu ersticken. „Mein brennendes Haar hat gezischt“, berichtet er später. Ein Autofahrer brachte anschließend den schwerverletzten jungen Mann, dessen Hautoberfläche zu 40 Prozent zerstört wurde, in die Klinik an der Nußbaumstraße und überlebte damit, wie durch ein Wunder, das Flammeninferno.

Als zweiter Abschnitt wurde mit einem Schaum- und einem C-Rohr vom Tanklöschfahrzeug des Löschzuges der Hauptwache gegen das Flugzeugwrack vorgegangen. Wenig später erreichte die über die Landsberger Straße anrückende Löschgruppe der Feuerwache 3 der Berufsfeuerwehr den Einsatzbereich „Wrack" und unterstütze mit einem weiteren Schaumrohr. Die Flughafen-Feuerwehr Riem nahm mit dem auf ihrem Flugfeldlöschfahrzeug (FLF) „München Flug 1“ befestigten Löschmonitor und einem weiteren Schaumrohr die Brandbekämpfung auf.

Bis auf einen intensiven Leichtmetallbrand des rechten Triebwerks, das durch den Aufprall bis in die Mitte der Bayerstraße geschleudert wurde, war eine halbe Stunde nach dem Unfall das Feuer des Wracks unter Kontrolle. Der Motor wurde schließlich später mit Sand gelöscht.

Als weiteren Abschnitt ließ Brandrat Puchner das Löschgruppenfahrzeug mit 2 C-Rohren einen ersten Angriff gegen den Brand im Erdgeschoß des Anwesens Martin-Greif-Straße 3 führen, in dessen linken Teil ein Reifenlager brannte.

Um 14:19 Uhr trafen von der Schwanthalerstraße her die ankommenden Verstärkungskräfte des zweiten Löschzuges der Hauptfeuerwache an der Unfallstelle ein. Unter der Leitung von Baurat Dipl. Ing. Karl Seegerer, der an diesem Tag „Direktionsdienst“ hatte, gingen Trupps in die verqualmten Wohnungen des Vorder- und Rückgebäudes in der Martin-Greif-Straße 3 vor und konnten dort noch eine Reihe von Personen in Sicherheit bringen. Der zweite Löschzug der Hauptwache nahm ein B-Rohr und drei weitere C-Rohre zur Bekämpfung des Gebäudebrandes und zum Nachlöschen des Straßenbahnanhängers vor.

Zu diesem Zeitpunkt waren im Einsatz, soweit es dem Einsatzbericht von OBD Mehltreter zu entnehmen ist:

  • 4 Pulverrohre: SLF & PLA250 - 1.000 kg Löschpulver
  • 4 Schaumrohre: TLF 15 (1. LZ - FW 1) - TLF 15 (LG - FW 3) - 2 * FLF München Flug 1
  • 1 Fahrzeug-Löschmonitor: FLF München Flug 1
  • 1 B-Rohr: LF 16 (2. LZ - FW 1)
  • 6 C-Rohre: TLF 15 & LF 16 (1. LZ - FW 1) - TLF 16 & LF 16 (2. LZ - FW 1)

Laut Bildauswertung wurden weitere Rohre eingesetzt, die aber im Einsatzbericht nicht explizit erwähnt werden:

  • 1 Fahrzeugmonitor vom FLF der Flughafen-Feuerwehr, eventuell statt einem erwähntem Schaumrohr
  • 1 C-Rohr vom TLF 16 der FW 2 für Nachlöscharbeiten am Straßenbahnanhänger

Weiterer Einsatzverlauf

Um 14:25 Uhr traf der Leiter der Münchner Berufsfeuerwehr, Oberbranddirektor Dipl.-Ing. Otto Mehltreter am Einsatzort ein und übernahm die Einsatzleitung. Bereits um 14:41 Uhr konnte er die Rückmeldung „Feuer in Gewalt“ geben. In rascher Folge traffen nun die weiteren Verstärkungskräfte der Feuerwachen 2, 5, 6 und 4 ein und auch die Löschgruppe Großhadern der Freiwilligen Feuerwehr München.

Das TLF 16 der Feuerwache 2 übernahm weitere Nachlöscharbeiten am Straßenbahnanhänger. Die weiteren Kräfte wurden beauftragt mit der Bergung der Leichen aus dem Flugzeugwrack und von der Straße zu beginnen. Diese waren zunächst aufgrund der Sachlage unter Einsatz des Rüstkraftwagens der Feuerwache 5 ursprünglich zur Notlandung am Flughafen Riem alarmiert.

Auch die Befehlsstelle der Feuerwehr-Einsatzleitung im Funkkommandowagen der Berufsfeuerwehr wurde zwischenzeitlich eingerichtet und besetzt. Um 14:25 Uhr erfolgte eine Meldung an die Feuerwehr-Einsatzleitung:

„Flugzeugteile auf dem Dach des Anwesens Hermann-Lingg-Straße 15“

Darauf hin wurde der Wachdienstleiter Brandrat Puchner mit dem Funkdienstwagen und einer Kraftfahrdrehleiter in Marsch gesetzt. Um 14.51 Uhr erfolgte vom Baurat die Rückmeldung:

„Ein vier bis fünf Meter langes Tragflächenteil auf dem Dach, Sicherung gegen Absturz erfolgt, keine Gefahr"

Am Sonntag, den 18. Dezember 1960 wurde zwischen 12 Uhr und 15 Uhr von Kräften der Hauptfeuerwache mit der DL 30 die Bergung des Tragflächenteils vom Dach des Anwesens Hermann-Lingg-Straße 15 durchgeführt.

Ein weiterer Rüstkraftwagen, eine Drehleiter als Beleuchtungsmast und zwei Beleuchtungsanhänger unterstützten die weiteren Bergungsarbeiten vor Ort, bis in die Abendstunden gegen 20 Uhr. Auf Weisung der amerikanischen Dienststellen beschränkte sich die Arbeit der verbleibenden Einsatzkräfte auf Sicherungs- und Nachlöscharbeiten bis zum Eintreffen der angekündigten US-Untersuchungskommission aus Wiesbaden.

Lediglich der Anhänger des Straßenbahnzuges, mit einer Plane verhüllt, wurde gegen 23 Uhr auf einen Tieflader der Deutschen Bundesbahn mit dem Kranwagen KW 15 der BF München und einem Bundeswehrkran des Flughafen Erding gehoben. Begleitet von einem Tanklöschfahrzeug und einem Rüstkraftwagen wurde der Tieflader direkt zum Ostfriedhof abtransportiert. Dort übernahm die Berufsfeuerwehr München die undankbare Aufgabe der Leichenbergung aus dem Anhänger.

Ingesamt 120 Kräfte der Berufsfeuerwehr, einschließlich die zur Ablösung nachalarmierte Feuerwache 7 und 25 Mann der Freiwilligen Feuerwehr München waren eingesetzt. Unterstützt wurde die Arbeit der Feuerwehr von den Flugplatz-Feuerwehren Riem, Neubiberg, Schleißheim und Erding. Zusätzlich war der Küchenwagen der Berufsfeuerwehr vom Samstag 17.30 Uhr bis zum Sonntag 09.00 Uhr durchgehend zur Versorgung aller anwesenden Dienststellen für eine warme Verpflegung eingesetzt.

Nachdem die US-Untersuchungskommission am 18. Dezember 1960 gegen 6 Uhr früh ihre Arbeit aufgenommen hatte, musste noch einmal ein Rüstkraftwagen zur Beseitigung der restlichen Wrackteile eingesetzt werden, wobei noch weitere Leichen geborgen wurden.

Ein Rüstkraftwagen und der KW 15 der Berufsfeuerwehr übernahmen gegen 10 Uhr die Überführung des ausgebrannten Straßenbahnanhängers vom Ostfriedhof zu den Hauptwerkstätten an der Ständlerstraße. Die anschließenden Aufräumungsarbeiten sowie den Abtransport der Wrackteile erledigte eine Pionierabteilung der amerikanischen Streitkräfte mit entsprechendem technischen Gerät.

Die BF München barg noch das Tragflächenteil vom Dach in der Hermann-Lingg-Straße und weitere zahlreiche kleinere Flugzeugteile vom Turm der St-Pauls-Kirche. Zudem mussten die beschädigten Turmteile gesichert werden. Auch unterstützten Kräfte der Branddirektion die Stadtwerke München bei dem Abtransport des Straßenbahnzuges.

Mit der Abdeckung des beschädigten Daches des Anwesens Martin-Greif-Straße 3 durch eine große Segeltuchplane war dann am 18. Dezember 1960 um 16.09 Uhr die Arbeiten der Feuerwehr beendet. Der „Schwarze Samstag von München“, wie ihn Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel auf der Trauerfeier nannte, forderte 52 Todesopfer und war der bis dahin schwerste Luftverkehrsunfall in Deutschland.

Der Leiter der Abteilung Technik, Baurat Seegerer, fasste seine Erkenntnisse aus dieser Katastrophe in einem Sonderbericht in der Feuerwehrzeitschrift Brandwacht zusammen. Die Berufsfeuerwehr München wird aufgrund der bei diesem Einsatz gewonnenen Erfahrungen für seine Löschzüge je ein Tanklöschfahrzeug mit einer 750 kg Pulverlöschanlage beschaffen. Bereits 1962 wurden die ersten vier Trockentanklöschfahrzeuge TroTLF 16 eingesetzt und über drei Generationen bis 1995 im Löschzug der BF Münchner beibehalten.

Autor:
Markus Zawadke
Historischer Leiter des Feuerwehrmuseum Bayern e.V.
und Löschmeister der Freiwilligen Feuerwehr München

Quellenhinweise

  • 1960-12-16: Online-Bildarchiv des F.D.N.Y.
  • 1960-12-17: Einsatzbericht der Berufsfeuerwehr München, Verfasst von OBD Dipl. Ing. Otto Mehltreter - Stadtarchiv München DE-1992-POL-0912
  • 1960-12-17: Bildarchiv der Berufsfeuerwehr München
  • 1961-01-21: Einsatz- und Erfahrungsbericht der Münchner Stadtpolizei,Verfasst von Anton Heigl Polizeipräsident von München -Stadtarchiv München DE-1992-POL-0912
  • 1961-02-01: Die Münchner Flugzeugkatastrophe, Aufsatz von Baurat Dipl.Ing. Karl Seegerer der Berufsfeuerwehr München, Erschienen in der Brandwacht 02/1961 - Mitteilungsblatt des Bay. Landesamt für Feuerschutz
  • 1962-06-12: Aircraft Assident Report - US Civil Aeronautics Board
  • 1980: Flugzeugabsturz im Zentrum Münchens, Artikel im Notruf 112 - Band 01 - EFB Verlag Hanau - ISBN 398003531
  • 1997: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge bis in die 60er Jahre, Hans-Joachim Profeld - EOS Verlag St. Ottilien - ISBN 3-88096-272-3
  • 2010-12-14: A Tragedy over New York, Zeitungsartikel in „The New York Times“ zum 50 Jahrestages des Flugzeugabsturz in New York
  • 2010-12-16: „Der 17. Dezember ist mein zweiter Geburtstag“, Zeitungsartikel im Münchner Merkur zu 50. Jahrestag des Flugzeugabsturz in München

Danksagung

  • Der Pressestelle der Branddirektion München für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial, ohne das eine umfassende Auswertung nicht möglich gewesen wäre
  • Dem Stadtarchiv München für die zur Verfügung gestellten Einsatz- und Erfahrungsberichte der Münchner Stadtpolizei und der Branddirektion München
  • Dem Münchner Merkur für die Freigabe von Textzitaten und des Zeitungstitels

Weiterführende Informationen

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