24. Feuerwehrsymposium

Ein gewohnt buntes Potpourri an Themen aus der Feuerwehrwelt erwartete die Teilnehmenden der diesjährigen Auflage des Münchner Feuerwehrsymposiums. Neben der Vermittlung von vielen wissenswerten Fakten dienten die Vorträge und anschließenden Diskussionsrunden auch als Plattform für klare Positionsbekundungen.

Die Begrüßung der Teilnehmenden übernahm wie gewohnt der Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverbands. Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble freute sich, seine einleitenden Worte auch in diesem Jahr in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal sprechen zu dürfen. Neben den Ehrenmitgliedern des Verbands sowie den Vertretern aus Politik und Verwaltung hieß er die von nah und fern angereisten Teilnehmenden aus der Feuerwehrwelt herzlich willkommen. Schäuble bedankte sich bei der Versicherungskammer Bayern für die Möglichkeit zur Ausrichtung des Symposiums und schloss in seinen Dank auch insbesondere die Kräfte des Facility-Managements, der Veranstaltungstechnik sowie der Küche ein.

Für die Versicherungskammer Bayern begrüßte Vorstandsmitglied Christian Krams die Anwesenden. In seinem Grußwort ging er unter anderem auf die Herausforderungen durch Extremwetterereignisse ein, die die Feuerwehren in den letzten Monaten und Jahren bewältigen mussten. Erst Ende August traf ein verheerendes Hagelunwetter die Region um Benediktbeuern und Bad Bayersoien. Um auch in Zukunft gerüstet und gewappnet zu sein, sicherte Krams auch weiterhin die Unterstützung der Feuerwehren durch seinen Konzern zu. Er kündigte unter anderem an, die Bereitstellung von Notdachplanen noch zu erweitern. Für zukünftige Einsätze bei Überschwemmungen durfte der Stadtfeuerwehrverband München e.V. im Zuge des Symposiums mit großer Freude sechs Schwimmsauger, gestiftet durch die VKB, in Empfang nehmen. Diese werden in Kürze bei den Mitgliedsfeuerwehren stationiert.

Nach der Eröffnung übernahm der langjährige Moderator Oliver Bendixen, ehemaliger Polizeireporter des Bayerischen Rundfunks, das Mikrofon. In seinen bewährten Händen lag auch in diesem Jahr wieder die Aufgabe, durch das Programm des Tages zu führen.

Kulturgutschutzkonzept in Thüringen

Den Auftakt der Vortragsreihe wagte Alexander Philipp, Leiter der Berufsfeuerwehr Weimar. In seinem Vortrag stellte er die Erfahrungen der Stadt im Bereich des Kulturgutschutzes vor und brachte dem Publikum das darauf aufbauende Schutzkonzept des Freistaats Thüringen näher.

Weimar beherbergt eine einzigartige Konzentration an Kulturgütern unterschiedlichster Art. Mehr als 30 Museen, sechs Archive und drei große Bibliotheken befinden sich in der Stadt. Das Amt für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst ist als Bindeglied und fachlicher Ansprechpartner zwischen den einzelnen Kultureinrichtungen eingebunden. Seit dem Jahr 2017 fördert der Freistaat Thüringen die Initiative zur Gründung von weiteren Notfallverbünden im gesamten Bundesland. Beim Aufbau solcher Notfallverbünde dient regelmäßig der Weimarer Notfallverbund als Beispiel, dessen Zweck und Aufgaben Herr Philipp zunächst erläuterte.

Im weiteren Verlauf des Vortrags stellte der Referent, der neben seiner Funktion als Amtsleiter unter anderem auch in der Bund-Länder Arbeitsgruppe Notfallvorsorge Kulturgut mitwirkt, insbesondere die Komplexität und die Herausforderungen des Themenfeldes dar. Hierzu zählen beispielsweise die erforderliche Berücksichtigung einer Vielzahl von rechtlichen Grundlagen sowie ein adäquates Risikomanagement.

Dass der Einsatz zum Kulturgutschutz nicht nur auf das Gebiet der Stadt Weimar begrenzt ist, zeigten deutlich die Eindrücke vom Hochwassereinsatz in Ahrweiler 2021 am Ende des Vortrags. In der Stadt in Rheinland-Pfalz mussten Kulturgüter des Stadtmuseums aus einer überfluteten Tiefgarage geborgen werden. Hierzu war nicht nur die technische Ausstattung aus dem Gerätewagen-Kulturgutschutz erforderlich, auch die Fachexpertise der Kräfte aus Thüringen trug wesentlich zum schnellen und zielgerichteten Einsatz bei.

Die richtige Messtechnik zur Feststellung einer Explosionsgefahr

Nach der Kaffeepause übernahm Matthias Schorn das Mikrofon. Der selbstständige Dozent war lange Jahre hauptberuflich in einer großen Werkfeuerwehr tätig, unter anderem als Zugführer und Einsatzleiter. Mittlerweile hat er sich der Aus- und Fortbildung verschrieben und bietet Seminare zum sehr umfangreichen Themengebiet „Messen“ an. Zudem unterstützt er Feuerwehren durch eine herstellerunabhängige Fachberatung.

Im ersten Teil des Vortrages beleuchtete Schorn die Auswahl von passenden Sensoren für Gaswarngeräte zur Feststellung einer Explosionsgefahr in Gas-Luftgemischen. Nur bei der Verwendung von geeigneter Sensortechnik für diesen Zweck ist eine frühzeitige Warnung der Einsatzkräfte und somit deren sicherer Einsatz möglich. Im zweiten Teil thematisierte der Referent anschließend noch die unverzichtbare Wartung der Geräte. Um die Funktion sicherzustellen, müssen diese regelmäßig geprüft werden. Hierfür sind Intervalle und auch die Prüfumfänge durch anerkannte Regeln klar definiert.

Erfreulicherweise konnte Matthias Schorn bei der Bereitstellung der Vortragsunterlagen im Nachgang zum Symposium bereits die neuesten Erkenntnisse aus der Fachwelt einfließen lassen. Die Neufassung der DGUV Informationen T021 und T023 wirkt sich unmittelbar auf die Prüfvorgaben, insbesondere bei Freiwilligen Feuerwehren oder nicht ständig besetzten Wachen aus.

AGBF Schutzziel – Anwendung mit Sinn und Verstand

Das AGBF-Schutzziel ist seit seiner Entstehung im Jahr 1998 das bestimmende Element zur Dimensionierung einer Feuerwehr. Seither wird es landauf und landab als Pflichtvorgabe in vielen Brandschutzbedarfsplänen verwendet. In der Feuerwehrwelt hat es damit in den letzten Jahrzehnten einen Status ähnlich der „10 Gebote“ erlangt. Doch ist dies noch immer zeitgemäß? Oder ist bei der Anwendung der zehn Gebote in der Neuzeit ein wenig mehr Mitdenken gefragt?

Um diese Fragen zu klären, stiegen zwei bundesweit bekannte und anerkannte Protagonisten gemeinsam in den Ring. Zunächst informierte Peter Bachmeier, Abteilungsleiter Einsatzvorbeugung der Branddirektion München und zudem Vorsitzender des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren, über die Erkenntnisse der in vielen Städten durchgeführten Einsatzstellenbewertungen. Die bereits im Rahmen des letzten Symposiums vorgestellte Datenbank umfasst mittlerweile zirka 1300 Brandfälle aus dem gesamten Bundesgebiet. Die hierdurch gewonnen Erkenntnisse bestätigen in vielen Bereichen mit belegbaren Fakten die Erfahrungen der Feuerwehr-Führungskräfte. Für die anschließende Befassung mit dem Thema Hilfsfristen ist die Erkenntnis wichtig, dass die Zeitspanne zwischen dem Eintreffen an der Einsatzstelle und dem Wirksamwerden der Einsatzmaßnahmen wesentlich von den Rahmenbedingungen des vorbeugenden Brandschutzes abhängt und damit sehr stark variiert.

Eine kritische Betrachtung von Etabliertem wagte auf dieser Grundlage dann Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble. Der Verbandsvorsitzende knüpfte in Bezug auf die Bedarfsplanung von Feuerwehren in Städten - insbesondere auch mit Blick auf die in Bayern geltenden gesetzlichen Vorgaben - an den erläuterten unterschiedlichen Rahmenbedingungen seines Vorredners an. Anhand von Beispielen mit unterschiedlichen Zeitansätzen von der Entdeckung eines Brandes bis zum Eintritt von wirksamen Löschmaßnahmen diskutierte Schäuble die derzeit gültigen Regelungen zur Bedarfsplanung und regte mit dem Vorschlag einer neuen Lesart zum Hinterfragen der bekannten Gesetzmäßigkeiten an. Zu guter Letzt formulierte er auf Grundlage der wissenschaftlich begleiteten Überlegungen einige Thesen, die den Zuhörenden eine Anwendung des AGBF-Schutzziels mit Sinn und Verstand nahelegten.

Extremismusprävention – Erfahrungen und Maßnahmen

Sind Rechtsextremismus und Rassismus Themen, die die Feuerwehren in Deutschland betreffen? Leider ja – und das unabhängig ob bei Berufsfeuerwehr, Werkfeuerwehr oder Freiwilliger Feuerwehr.

Die Berliner Feuerwehr verfügt deshalb seit knapp mehr als zwei Jahren über einen Extremismusbeauftragten. Dieser ist zentraler Ansprechpartner zum Thema nach innen und außen. Zu den Aufgaben gehören die Beratung von Angehörigen der Berliner Feuerwehr, insbesondere der Behördenleitung und der Führungskräfte. Zudem kümmert sich der Beauftragte um einen fachlichen Austausch zu internen präventiven und repressiven Maßnahmen zu Ursachen, Erscheinungsformen, Auswirkungen und Verfolgungsmöglichkeiten.

Axel Wendt, seit 1989 bei der Berliner Feuerwehr, hat vom mittleren bis in den höheren Dienst verschiedene Stationen innerhalb der Dienststelle durchlaufen. Er konnte im ersten Vortrag am Nachmittag von seinem umfangreichen Erfahrungsschatz berichten. Dieser wurde auch vom Einsatz auf diversen Brennpunktwachen in der Stadt geprägt. Der Referent stellte nicht nur die Maßnahmen der Berliner Feuerwehr vor, sondern sensibilisierte auch mit klaren Beispielen die anwesenden Führungskräfte - einerseits zu den betroffenen Rechtsbereichen, andererseits zu Ihrer Verantwortung bei der Vorbeugung und Bekämpfung von möglichen extremistischen Tendenzen innerhalb der Organisation. Ergänzend dazu erläuterte Wendt, welche Ursachen die Entwicklung einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit haben kann, um ein frühzeitiges Erkennen im Rahmen der Führungsarbeit zu ermöglichen.

Die anschließende Diskussion zum Vortrag nutzte auch Oberbranddirektor Schäuble für eine klare Positionsbekundung. Er stellte deutlich fest, dass rechtsextremes und rassistisches Gedankengut sowohl innerhalb der Branddirektion München als auch im Stadtfeuerwehrverband München e.V. keinen Platz haben.

„Person hinter Tür“ – Von der Bagatelle zum Großeinsatz

Auf den Tag genau ein halbes Jahr vor dem Symposium kam es in einem Hochhaus in der nordrhein-westfälischen Stadt Ratingen während eines Routineeinsatzes zu einer Explosion. Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr waren zu einer Wohnungsöffnung gerufen worden, nachdem sich Nachbarn Sorgen um eine Frau gemacht hatten, die länger nicht gesehen wurde. Während sich die Einsatzkräfte Zugang zur Wohnung verschafften, attackierte ein Mann die Helfer. Bei dem Einsatz wurden mehrere Einsatzkräfte teils lebensgefährlich verletzt.

Im letzten Vortrag des Tages schilderte René Schubert, Amtsleiter der Feuerwehr Ratingen, die Ereignisse und den Einsatzverlauf aus erster Hand. Schubert selbst war als Einsatzleiter vom Dienst die erste nachrückende Einsatzkraft und bereits wenige Minuten nach dem Zwischenfall selbst vor Ort. Eindrucksvoll berichtete er sowohl zu den Handlungsfeldern in der Akutphase als auch über die bis zum Tage andauernde Aufarbeitung der Vorkommnisse - in der Stadt, bei den beteiligten Organisationen, innerhalb seiner Dienststelle und auch für ihn ganz persönlich. Die Betroffenheit im Auditorium war mit Händen zu greifen.

Schubert lobte den Zusammenhalt der Blaulichtfamilie, das große Mitgefühl der Bevölkerung für die verletzten Einsatzkräfte sowie die unzähligen Hilfs- und Unterstützungsangebote, auch über die Grenzen der Stadt Ratingen hinaus.

Ausstellung im Außenbereich

Vorankündigung zum 25. Münchner Feuerwehrsymposium

Auch im Jahr 2024 findet wieder ein Feuerwehrsymposium des Stadtfeuerwehrverband München e.V. statt. Wir freuen uns, Sie am Samstag, den 16. November 2024 ab 9:00 Uhr in den Räumlichkeiten der Versicherungskammer Bayern (Warngauer Straße 30, 81539 München) zu begrüßen.

Mit unserem Newsletter informieren wir Sie per E-Mail rechtzeitig zum Start der nächsten Anmeldephase!

Vortragsunterlagen

Die Vortragsunterlagen sind ausschließlich zur persönlichen Verwendung bestimmt. Eine weitere Veröffentlichung und Verbreitung oder Nutzung für einen eigenen Vortrag ist untersagt. Zu zwei Vorträgen liegen uns keine Vortragsunterlagen vor.