Clearwater 2017 – Flughelfer München und die Bundeswehr üben gemeinsam

Mitte Oktober 2017 fand in Laupheim die jährlich wiederkehrende Übung „Clearwater“ statt.

Ein gutes Dutzend Flughelfer der FF München begaben sich vormittags auf den Weg ins baden-württembergische Laupheim zum Fliegerhorst des Hubschraubergeschwaders 64 (HSG 64). Ziel dieser Übung war es, das Zusammenspiel aus Einsatzkräften am Boden und in der Luft zu üben, Kommunikationswege zu testen, neue Verfahren zu trainieren und Routine im Umgang mit den mittelschweren Transporthubschraubern zu bekommen. Diese Übung ist somit im Rahmen des vorbeugenden Brandschutzes ein wichtiger Baustein in der schnellen Reaktionsmöglichkeit bei Waldbränden im Rahmen der zivil-militärischen Zusammenarbeit.

Nach dem Eintreffen begannen die Flughelfer mit dem Aufbau der beiden mitgeführten Semat-Löschbehälter (5000 l Fassungsvermögen) und dem Einrichten einer Befüllungsstation mittels Tragkraftspritze und B-Schlauchleitung. Das Flugprogramm für den fliegerischen Trainingstag sah drei Abschnitte vor: Eine erste Runde am Nachmittag bei optimalen Wetter- und Sichtverhältnissen führte Hubschraubercrew und Flughelfer erneut an die Materie heran, während die zweite Runde in die Dämmerung führte und erst nach Sonnenuntergang endete. Der dritte Teil war ein reiner Nachtflugeinsatz.

Das Training hatte als Grundlage das Szenario „brennende Waldfläche“ südlich der Start- und Landebahn des Fliegerhorsts. Der Aufnahmepunkt der Semat sowie der gleichgroßen bundeswehreigenen Smokey-Behälter befand sich auf der Nordseite der Runway. Am Boden waren im Einsatz eine fliegerische Einsatzleitung (FliegE), ein Ground-Controller, ein Transportleiter (Tango) sowie zwei Teams bestehend aus jeweils zwei Flughelfer Technik (Fox). Im Hubschrauber war ein weiterer Flughelfer als Operator anwesend, um die Crew hinsichtlich der Wasserauslösung bei der Brandbekämpfung zu unterstützen.

Primär wurde die Lastaufnahme der leeren oder gefüllten Löschmittelbehälter durch die CH 53 geübt. Nur dieser Transporthubschrauber ist in der Lage, die vollen Behälter zu transportieren.

Ein beeindruckendes Erlebnis für alle Beteiligten, die nur ca. drei Meter unterhalb des gut 14 Tonnen schweren Drehflüglers arbeiten. Der Lärm macht eine Verständigung unter den Flughelfern nur sehr schwer möglich, die Handgriffe „Einhängen des Behälters“ und „Anschließen der Auslöseleitung“ müssen sitzen. Hakt es oder kommt es zu Verzögerungen, so ist Geduld und Ruhe gefragt: Sekunden kommen allen Beteiligten wie Minuten vor wenn das Manöver länger als geplant benötigt.

Auch diese Erkenntnis ist Teil des Trainings, denn Hektik birgt nur unnötiges Fehlerpotenzial. Nach dem Einhängen des Semats entfernt sich die Crew rasch in die vorab besprochene Richtung. Hier ist es wichtig, den abwärtsgerichteten Luftstrahl des Hauptrotors aufmerksam, aber trotzdem schnell zu durchlaufen, denn dieser Downwash entwickelt beim Auftreffen auf den Boden enorme Verwirbelungen in Form eines extremen Rückenwinds. Ist dann die Wiese noch uneben, kann es schnell zu Stürzen bei den Helfern kommen.

Für die Crews, die einen leeren Behälter aufnahmen, war das nächste Übungsziel der nahe gelegende Baggersee: In diesen wurden der Semat- oder Smokey-Löschmittelbehälter getaucht und somit befüllt. Eine enorme Herausforderung ist es dabei, den Hubschrauber in nur gut sechs bis acht Metern über der Wasseroberfläche vollkommen ruhig zu halten.

Dies war insbesondere im Nachtflug eine der beeindruckensten Szenen für den Operator der FF München an Bord der CH53. Wenn nur 30 Sekunden später dann fünf Tonnen Mehrgewicht am Drehflügler zerren, so ist ein gut abgestimmtes und intensives Zusammenspiel der Bordcrew vonnöten, um den Hubschrauber nicht zu überlasten. Im Zweifel wird wieder Wasser abgelassen – Safety first auch und gerade bei Übungen.

Nach der Rückkehr zum Platz nahm die Crew Kurs auf den zu löschenden Bereich und löste per Kabel (Semat) oder Druckluft (Smokey) die 5000 Liter Wasser aus. Ein Aufenthalt in diesem Bereich kann übrigens schwerwiegende Folgen für Mensch und Material haben, denn die Wassermassen fallen aus gut 60 Metern Höhe bei einer Geschwindigkeit von ca. 80 km/h. Insgesamt trainierten alle Beteiligten gut 4,5 Flugstunden und setzten dabei fast 20 mal Wasser aus den Behältern ab.

Am zweiten Tag der Übung wurde dann gemeinsam mit weiteren Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr München, Abteilung Waldperlach, die Brandbekämpfung von verschiedenen Szenarien an einer CH 53 sowie die Rettung von Personen aus einer verunglückten CH 53 geübt.