26. Feuerwehrsymposium

Das Münchner Feuerwehrsymposium hat sich über mehr als ein Vierteljahrhundert zu einer festen Institution in der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr im süddeutschen Raum entwickelt. Am Samstag, den 15. November 2025 lud der Stadtfeuerwehrverband München e.V. zur nunmehr 26. Auflage dieser renommierten Fachtagung ein.

Dass der Bedarf an fachlichem Austausch auf höchstem Niveau ungebrochen ist, zeigte der Blick auf die Anmeldeliste. Mit rund 275 Teilnehmenden aus Bayern, den benachbarten Bundesländern und sogar aus dem nahegelegenen Ausland war die Veranstaltung wieder einmal ausgebucht.

Auftakt und Gedenken

Pünktlich um 9:00 Uhr eröffnete Roman Roell vom Bayerischen Fernsehen die Veranstaltung. Als langjähriges Beiratsmitglied und Moderator führte er mit seiner gewohnt professionellen und journalistisch präzisen Art durch das Programm. Die offizielle Begrüßung übernahm Wolfgang Schäuble, Oberbranddirektor der Branddirektion München und 1. Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes. Er hieß die Ehrenmitglieder, den Beirat, Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie die zahlreich angereisten Gäste aus Feuerwehr und Katastrophenschutz herzlich willkommen.

Bevor der fachliche Teil begann, wurde es still im Saal. Der Verband gedachte Dr. Alfons Weiß, einem Gründungsmitglied des Verbandsbeirats. Von 1999 bis 2009 begleitete er die Arbeit des SFV aktiv und blieb dem Verband auch danach als Ehrenbeirat eng verbunden. Dr. Weiß, ehemals Vorstandsmitglied der AachenMünchener Versicherung, hatte maßgeblichen Anteil daran, das Feuerwehrwesen fest in der Münchner Stadtgesellschaft zu verankern. Sein Engagement und der persönliche Austausch wurden in ehrendem Gedenken gewürdigt.

Jubiläum bei der Versicherungskammer Bayern

In einem kurzen Rückblick hob Wolfgang Schäuble die besondere Bedeutung der Veranstaltungslokalität hervor: Bereits zum 20. Mal gastiert das Symposium nun in den Räumlichkeiten der Versicherungskammer Bayern (VKB). Diese zwei Jahrzehnte währende Gastfreundschaft symbolisiert die strategische Verbundenheit zwischen der Versicherungswirtschaft und dem abwehrenden Brandschutz.

Dr. Christian Krams, Mitglied des Vorstands der VKB, begrüßte die Gäste anschließend im Namen des Hausherrn. Es folgte noch eine besondere Überraschung. Johann Eitzenberger, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverband Bayern, trat ans Rednerpult, um die Verdienste von Dr. Christian Krams zu würdigen. Da sich dieser als Beiratsmitglied weit über das übliche Maß hinaus für die Belange der Feuerwehren eingesetzt hat, verlieh ihm Johann Eitzenberger unter dem Applaus der Anwesenden die Bayerische Feuerwehr-Ehrenmedaille.

20 Jahre HAUS-Regel – Von der Idee zum Standard

Der erste fachliche Block widmete sich einem Jubiläum, das die Ausbildung an Hubrettungsfahrzeugen im deutschsprachigen Raum revolutioniert hat. Jan Ole Unger und Nils Beneke, Gründer der Plattform Drehleiter.info, blickten zurück auf die frühen 2000er Jahre. Damals war die Ausbildung oft stark technikzentriert. Es fehlte ein einheitliches, stressresistentes Schema für Maschinisten in der kritischen Phase der Fahrzeugaufstellung im Einsatz. Aus diesem Defizit heraus entwickelten die Referenten die HAUS-Regel.

Heute ist dieses Schema fester Bestandteil der Lernunterlagen an fast allen Landesfeuerwehrschulen. Der Vortrag bot nicht nur eine Retrospektive, sondern eine detaillierte Analyse, angereichert mit Unfallbildern und Best-Practice-Beispielen aus 20 Jahren Schulungstätigkeit.

Einsatzbericht: Lkw kollidiert mit Stadtbahn bei Zeutern – eine Nachbetrachtung der Einsatzmaßnahmen

Alexander Seifert, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ubstadt-Weiher, präsentierte eine detaillierte Aufarbeitung des schweren Verkehrsunfalls bei Zeutern vom 11. März 2025. Ein Tanklastwagen war auf einem Bahnübergang mit einer Stadtbahn kollidiert, beide Fahrzeuge standen im Vollbrand und die Oberleitung war abgerissen. Seifert schilderte die dramatischen ersten Minuten. Trotz der Gefahr für Menschenleben war eine direkte Annäherung an den Zug aufgrund der unklaren Spannungslage der Oberleitung zunächst unmöglich.

Da der Lkw große Mengen Treibstoff geladen hatte, ordnete die Einsatzleitung einen massiven Schaumangriff an. Trotz des Aufgebots von über 85 Einsatzkräften kam für drei Menschen jede Hilfe zu spät. Ein wesentlicher Teil des Vortrags widmete sich der Nachsorge. Anhand von Medienberichten demonstrierte Seifert die Wucht der öffentlichen Wahrnehmung und unterstrich die unverzichtbare Rolle der psychosozialen Notfallversorgung für die Einsatzkräfte.

Technologie der Zukunft: KI und Drohnen im Einsatz

Prof. Dr.-Ing. Axel Schulte von der Universität der Bundeswehr München (Institut für Flugsysteme) wagte einen Blick in die Zukunft. Er referierte über Anwendungsmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz und zog faszinierende Parallelen zwischen militärischer Luftfahrtforschung und zivilem Katastrophenschutz. Er präsentierte seine Kernthese, dass die Komplexität moderner Einsätze zunehmend die kognitiven Kapazitäten („Mental Workload“) einzelner Entscheidungsträger übersteigt.

Die Lösung könne in der Automatisierung kognitiver Prozesse liegen. Schulte verschwieg jedoch nicht die Risiken – von ethischen Fragen bei autonomen Entscheidungen bis hin zur Haftungsproblematik im Bereich des Brandschutzes und Rettungsdienstes.

Sicherheit von Veranstaltungen aus Sicht der Feuerwehr

Nach der Mittagspause stand das Thema Veranstaltungssicherheit im Fokus. Magdalena Binder und Sebastian Stahn aus der Abteilung Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz (VB) der Branddirektion München gaben Einblicke in ihre Arbeit. Die Abteilung betreut jährlich rund 2.500 Veranstaltungen – vom Oktoberfest über Großkonzerte bis zur EM. Die Referenten stellten den „Regelkreis des Brandschutzes“, die Anforderungen an eine Sicherheitskonzeptes sowie den Sicherheitskoeffizienten als Instrument zur Risikoeinschätzung vor.

Besonders hervorgehoben wurde der 2022 eingeführte „Direktionsdienst Großveranstaltung“. Dieser ist präventiv vor Ort, Teil des Krisenstabs und übernimmt bei Gefahrenlagen nahtlos die Einsatzleitung. Durch die persönliche Kenntnis der Akteure und des Geländes wird in kritischen Phasen wertvolle Zeit gewonnen.

Einsatzbericht: Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt

Den fachlichen Abschluss bildete der bedrückende Bericht von Frank Mehr, Leiter des Amtes für Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz der Landeshauptstadt Magdeburg. Er schilderte die Bewältigung des Anschlags vom 20. Dezember 2024, bei dem ein Fahrzeug vorsätzlich in den Weihnachtsmarkt gesteuert wurde. Die Rettungskräfte sahen sich mit einem „Schlachtfeld“ konfrontiert und mussten unter extremem psychischen Druck Triage-Entscheidungen treffen.

Da Magdeburg die Anzahl der Schwerverletzten allein nicht bewältigen konnte, musste ein überregionaler Abtransport organisiert werden. Der Kern von Mehrs Botschaft lag jedoch in der Psychologie. Der Einsatz markierte eine Zäsur für die Magdeburger Feuerwehr. Selbst erfahrenste Einsatzkräfte stießen an ihre Grenzen. Mehr plädierte eindringlich für eine massive Aufwertung der Einsatznachsorge und berichtete von der Notwendigkeit, Kräfte noch Monate nach der Tat therapeutisch zu begleiten.

Fachausstellung und Networking

Begleitend zum Symposium bot die Fachausstellung im Innen- und Außenbereich der VKB Gelegenheit zum Austausch mit namhaften Firmen. Unumstrittener Star war der Prototyp des neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs (HLF) der Feuerwehr München. Dieses wird in einer Kooperation mit der Berufsfeuerwehr Augsburg in einer Stückzahl von 83 baugleichen Fahrzeugen beschafft – ein Novum, das Kosten senkt und Standards harmonisiert.

Vorankündigung: 27. Münchner Feuerwehrsymposium

Wir freuen uns, Ihnen bereits jetzt den Termin für unser nächstes Symposium ankündigen zu dürfen.

Dieses findet statt am: Samstag, 14. November 2026, ab 09:00 Uhr, Ort: Versicherungskammer Bayern (Warngauer Straße 30, 81539 München)

Über unseren Newsletter informieren wir Sie rechtzeitig zum Start der Anmeldephase. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Vortragsunterlagen

Die Vortragsunterlagen sind ausschließlich zur persönlichen Verwendung bestimmt. Eine weitere Veröffentlichung und Verbreitung oder Nutzung für einen eigenen Vortrag ist untersagt.