Die Jahre 1879 bis 1882

In den ersten Jahren entsteht die „Ständige Wache“ und wird zur Berufsfeuerwehr. Darüber hinaus hält durch die technische Entwicklung die Dampfspritze Einzug bei der Feuerwehr.

Die Feuerwehr München und ihre Vorreiterrolle in Bayern

Obwohl die Freiwillige Feuerwehr in München, gemessen an der Notwenigkeit der großen Stadt, spät gegründet wurde, entwickelte sie sich bald zu einer der tonangebenden Feuerwehren in Bayern.
Viele Entwicklungen gingen von der Münchener Feuerwehr aus. Ob Uniformen, Dienstanweisungen oder Ausbildungsvorordnungen – was von der Feuerwehr der Residenzstadt entwickelt und eingeführt wurde, trug sich oft ins bayerische Königreich weiter.

Auf dem 1. Oberbayerischen Feuerwehrtag im Jahr 1867 in Freising schlugen die Münchener Delegierten die Gründung eines Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes vor. Somit bereitete die Feuerwehr München bereits ein Jahr nach ihrer eigenen Gründung die Umsetzung des Projektes „Landesfeuerwehrverband“ vor. Ostern 1868 konnte die erste bayerische Landesfeuerwehrversammlung in Gunzenhausen abgehalten werden.

Dabei wurde der Münchener Oberinspektor Ludwig Jung, II. Vorstand der FF München, zum Vorsitzenden des neugebildeten Landesausschusses gewählt. Neben seiner Tätigkeit bei der Münchener Feuerwehr engagierte sich Jung mit aller Kraft im Landesfeuerwehrausschuss, um auch eine Landesunterstützungskasse für die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern ins Leben zu rufen.

Durch diese Gründung und den Beginn der Unterstützungskasse am 1. Januar 1869 kam es zu einer regelrechten Gründungswelle von Freiwilligen Feuerwehren in Bayern. Waren es Ende 1868 nur 253 Freiwillige Feuerwehren in Bayern, steigerten sich diese bis 1875 auf 2.422 und bis 1879 auf 4.130 Feuerwehren. Zum Ende des Jahrhunderts, 1899, gab es in Bayern dann bereits 6.719 Freiwillige Feuerwehren.

Ludwig Jung wurde damit zum Pionier der Feuerwehren Bayerns.

Maffei - König Ludwig II und die Dampfspritzen

München besaß bereits seit dem Frühjahr 1865 eine Dampfspritze aus dem Eisenwerk Hirschau (Lokomotivenfabrik Maffei). Diese Dampfspritze bot der Fabrikant Joseph Anton Maffei dem Stadtmagistrat am 27. Oktober 1864 für 8.000 Gulden an. Trotz des hohen Betrages und einiger Bedenken kaufte der Magistrat die Dampfspritze im April 1865, da man diesen Kauf auch unter dem Aspekt der „Beruhigung der hiesigen Einwohnerschaft“ sah.

Aufgrund der Größe und des daher eingeschränkten Einsatzes in einigen Stadtteilen kam man in den Gremien des Stadtbauamtes, des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten überein, die Maffei’schen Dampfspritzen für den Einsatz in der „zweiten Reihe“ vorzuhalten.

Die Führung und Bedienung der Dampfspritze übernahm das Personal des Stadtbrunnenmeisters, und die Spritze wurde im Feuerhaus am Anger untergebracht. Bei der ersten abgehaltenen Probe am 18. April 1865 gab es bereits Probleme, was die Pumpenleistung betraf. Muffat musste daraufhin entsprechend nachbessern.

Laut eines Schreibens der „königl. bayerischen Hof-Bau-Intendanz“ gab es sogar eine Anfrage, diese Dampfspritzen im Herbst 1868 der Kaiserin von Rußland, Marija Alexandrowna (Marie von Hessen-Darmstadt), vorzuführen, die König Ludwig II. im kgl. Schloss zu Berg besuchte. Ob man das tonnenschwere Gerät, das von sechs Pferden gezogen wurde, die Strecke von 30 km nach Starnberg und zurück hat machen lassen, ist leider nicht bekannt.

Die Maffei’sche Dampfspritze wurde von der Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr nie bedient. Aber auch die Stadthauser ernteten keinen sonderlichen Ruhm mit dem „feuerspeienden Gerät“. Das war zudem laut dem Münchener Feuerwehr-Chronisten Rudolf Fried: „Äußerst schwerfällig und umständlich zu bedienen, daß diese bei Bränden niemals in Verwendung genommen wurde.“

„Der Besitz einer Dampfspritze“, so der Chronist weiter, „erschien jedoch bei den damaligen Wasserverhältnissen Münchens dem Verwaltungsrat als sehr wünschenswert.“

Am 2. Januar 1872 schrieb daher der Verwaltungsrat seiner Majestät, König Ludwig II., die „allerunterthänigste Bitte zu richten, es mache der freiwilligen Feuerwehr aus dem zu Allerhöchster unmittelbarere Verfügung stehenden Gewinn-Anteilen der Münchener und Aachener Mobiliar-Feuerversicherungs-Gesellschaft 10.000 Gulden zur Beschaffung einer Dampf-Feuerspritze allergnädigst bewilligt werden“, woraufhin der Monarch auch entsprach.

Wie in München bereits üblich, wurde zum 30. Juli 1872 eine Kommission gebildet, bestehend aus den Kommandanten Arnold Zenetti, dem Oberspritzenmeister Dominikus Kirchmaier und dem Augsburger Endres. Den Herren oblag die Prüfung der verschiedenen Angebote und Prospekte.

Bereits am 13. August 1872 führten Vertreter des Münchner Ingenieurbüros Blecken und Schur eine Dampfspritze des Londoner Herstellers Shand, Masson & Co., auf der Kalkofen-Insel vor. Die Demonstration zeigte sehr befriedigende Resultate und überzeugte die Kommission, die daraufhin diese Dampfspritze für die angebotenen 10.000 Gulden kaufte.

Da aber zur Nutzung der Dampfspritze auch Zubehör und ein Requisitenwagen benötigt wurden, trat die Kommission an den Magistrat heran, um diese zusätzlichen Kosten sowie die eines Heizers zu übernehmen. Der Magistrat bewilligte die zusätzlichen Kosten für die Freiwillige Feuerwehr.

Die Stadt und ihre Menschen werden moderner und bequemer

Die Entwicklung der Stadt schreitet immer weiter voran, und neue, zum Wohle der Bürger installierte technologische Entwicklungen verändern zunehmend auch das Verständnis des Einzelnen. So sorgte das neue und ständig erweiterte "Feuer-Telegraphennetz" für immer mehr Brandalarme, indem kleine Schadenfeuer, welche früher ohne Zuhilfenahme der Feuerwehr vom Bürger selbst gelöscht wurden, nun der Feuerwehr zur Anzeige gebracht werden.

Dadurch kamen die vorhandenen "Bereitschaftseinrichtungen" der Freiwilligen Feuerwehr und der "Stadthäuser" an ihre Grenzen. Das Kommando unter Arnold Zenetti referierte daher am 13. November 1877 vor dem Verwaltungsrat über die Einrichtung einer ständigen Tag- und Nachtwache und die bereits eingeleiteten Verhandlungen mit dem Magistrat.

Der Magistrat hatte natürlich ernste Bedenken gegen die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr. Nicht wegen der hohen Kosten, man befürchtete, dass die "Freiwillige Feuerwehr" sich in ihrem Wirken zurückversetzt fühlen könnte. Der Magistrat machte daher die Vorschläge des Kommandanten und Stadtbaurates Zenetti von der Zustimmung der Freiwilligen Feuerwehr abhängig und fragte beim Verwaltungsrat an, wann diese ihre bisherigen Nachtwachen aufgeben wolle und ob man mit der Einrichtung der ständigen Tag- und Nachtwache einverstanden wäre.

Am 20. November 1877 fand die "Generalversammlung" statt, in der sich die Mitglieder der FF München mit der Einführung der "Ständigen Wache" beschäftigten. Der I. Vorstand Ludwig Jung erläuterte in einem längeren Vortrag hierzu die Lage und berichtete auch aus Braunschweig und Chemnitz, wo sich bereits neben der Freiwilligen Feuerwehr eine Berufsfeuerwehr bestand. Beide Feuerwehren sprachen sich positiv für die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr aus.

Nachdem die 1. Kompanie eine "ständige Wache" für einen wesentlichen Fortschritt des Feuerwehrwesens erklärte und die bisherige Besetzung der "Nachwache" mit 5 Mann für ungenügend hielt, sollten sich die anderen Kompanien an einer verstärkten Nachwache beteiligen. Sie würden sich verpflichtet fühlen, diese fortzuführen; andernfalls sollten sie zum 31. März 1878 eingestellt werden. Da die Kompanien, die sich bisher nicht zur Nachtwache engagierten, auch weiterhin keine Möglichkeit sahen, eine solche zu verstärken, war das Ende der Nachtwache der 1. Kompanie besiegelt.

Die 2. Kompanie stellte zwar noch eine Zeitlang den Wachbezug, musste diesen aber aufgrund der alleinigen Überlastung ebenfalls zum 30. September 1878 einstellen. Der Magistrat hatte es aber offensichtlich mit der Einrichtung der "Ständigen Wache" nicht eilig. Daraufhin wurde der Verwaltungsrat der Freiwilligen Feuerwehr nochmals aktiv und ließ in einer außerordentlichen "Generalversammlung" am 13. August 1878 nochmals über einen "Entwurf zur Errichtung der Ständigen Wache" abstimmen. Das Ergebnis wurde am 18. August 1878 dem Magistrat vorgelegt.

Daraufhin beschloss der Magistrat unter ausdrücklicher Betonung, "dass dies in Folge der Eingabe der freiwilligen Feuerwehr geschehe", für die Errichtung der ständigen Feuerwache einen Etat von 51.000 Mark für den Umbau des Feuerhauses mit einem Übungsplatz und der Ausstattung der Mannschaft für das Jahr 1879 einzustellen. Zudem wurde für die Besoldung der aus 18 Mann bestehenden Wachmannschaft jährlich 21.000 Mark aufgewendet.

1. Juli 1879 - Die Gründung der Berufsfeuerwehr München

Am 1. Juli 1879 um Mittag, 12 Uhr, zog die erste ständige Wache in Stärke von 1 Oberfeuerwehrmann, 1 Telegraphisten und 12 Feuerwehrmännern im alten Feuerwehrhaus am Jakobsplatz auf. Verstärkt wurde diese Wachbesetzung während der Nachtzeit durch 1 Rottenführer und 6 Mann der städtischen Feuerwehrkompanie, den Stadthauser.

Das Brandbuch der Ständigen Wache verzeichnete im Jahr 1879 insgesamt 26 Einsätze, wovon 23 ohne die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr abgeleistet wurden. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Klein- und Kaminfeuer, die der Löschzug der Ständigen Wache ohne weitere Unterstützung löschen konnte. Auch hier zeigte sich, dass die Verfügbarkeit einer ständigen Feuerwache von den Münchner Bürgern „gerne angenommen wurde“, und so verwunderte es nicht, dass die Einsatzzahlen der Berufsfeuerwehr in den kommenden Jahren genauso anstiegen wie bei der Freiwilligen Feuerwehr.

1880 - Die neue Zeit I: Mobilität für die Freiwillige Feuerwehr München

Nach der Errichtung der ständigen Wache und der fortschreitenden Entwicklung der Feuertelegraphen konnte es nicht mehr angehen, dass einzelnen Kompanien keine eigene Bespannung hatten und die Gerätschaften durch die Mannschaft an den Brandplatz gebracht werden mussten.

Besonders die 1. Kompanie in der Luisenstraße hatte hier aufgrund ihres ausgedehnten Löschbezirkes zu klagen. Hatte eine Zeit lang den Bespanndienst ein Lohnkutscher übernommen, wurde dies später aufgrund der sich in der Nähe befindlichen Stallungen von der Trambahn-Direktion übernommen. Allerdings verlegte die Trambahn-Aktiengesellschaft ihre Stallungen und sah sich fortan nicht mehr imstande, den Bespanndienst zu übernehmen. Nun musste der Magistrat handeln und im Frühling 1880 eine Stallung für vier Pferde sowie die Wohnung für zwei Kutscher mit einem Kostenaufwand von 11.200 Mark errichten.

Für die II. Kompanie verfügte man über eine ordnungsgemäße Bespannung aus dem kgl. Hof-Marstall. Bei den übrigen Kompanien wurden mit Pferdebesitzern verbindliche Verträge geschlossen, um in der Nachtzeit 2 Paar Pferde bereitzustellen.

Mit den steigenden Einsatzzahlen wurde die Bespannung sogar Zug um Zug ausgeweitet, und gegen Ende der 1880er Jahre stand in jeder Kompanie tagsüber 1 Paar und bei Nacht 2 Paare Pferde angeschirrt im jeweiligen Feuerhaus, ebenso wie die benötigten Kutscher.

1882 - Die neue Zeit II: Neue Uniformen für die Freiwillige Feuerwehr München

Eine weitere große Veränderung bei der Freiwilligen Feuerwehr München war die Einführung einer neuen Uniform. Die alte graue Uniformjoppe aus der Gründerzeit war nun bereits seit 16 Jahren im Einsatz, und da sich jedes Mitglied diese Joppe selbst beschaffen musste, unterschieden sich die Joppen durchaus in Form und Farbe, denn Konfektionsware gab es damals noch nicht. Auch trug so mancher einfache Feuerwehrmann seine Joppe, wenn sie ohne entsprechende Rangabzeichen versehen war, auch privat. Beim sonntäglichen Kirchgang oder Spaziergang konnte diese fesche Trachtenjoppe durchaus genutzt werden, was eine weitere Abnutzung förderte.

Um dies in den Griff zu bekommen, hatte der Verwaltungsrat einen alle 6 Jahre erneuernden Zuschuss von 5 Mark für die Beschaffung der Dienstjoppe festgelegt, deren Anschaffungskosten bei 18 Mark lagen – das entsprach dem Wochenlohn eines einfachen Handwerksgesellen. Eine Kanne Bier (ca. 1 Liter), die man sich beim Wirt für Zuhause holte, kostete 6 Pfennige, was somit ein günstiges Grundnahrungsmittel war, denn ein Liter Milch kostete 17 Pfennig und ein Kilogramm Roggenbrot 26 Pfennig. Das erklärte, warum so mancher Feuerwehrmann seine Joppe über die vom Verwaltungsrat gewünschten sechs Jahre trug.

Der Vereinsrequistenmeister Georg Seliger reichte daher am 7. März 1882 einen Antrag zur „Uniformierungsfrage“ beim Verwaltungsrat ein. Dieser richtete daraufhin einen engeren Ausschuss ein, in dem die Herren Ludwig Jung, Kajetan Hailer und Georg Seelinger gewählt wurden. Für die neue Uniform stand dem Ausschuss ein Budget von 18.000 Mark zur Verfügung.

Der Mitgliederstand im Jahr 1882, bestehend aus sechs Kompanien, dem Dampfspritzenzug und den Ordnungsmännern, die nun ebenfalls mit einer Uniform ausgestattet werden sollten, betrug 618 Mann. Somit standen pro Mitglied und Uniform bis zu 29 Mark zur Verfügung, was als ausreichendes Kapital betrachtet wurde.

Die neue Joppe sollte nun eine militärische Uniform werden, womit neben einer einheitlichen Bekleidung auch das Tragen außerhalb des Dienstes ausgeschlossen werden konnte, was zu einer längeren Tragezeit führte.

Am 28. Juni 1882 legte der Ausschuss dem Verwaltungsrat eine Musteruniform vor, den „Nürnberger Feuerwehrdienst-Rock“, der volle Anerkennung fand und in der Generalversammlung am 27. Juni 1882 angenommen wurde. Die alten schwarz-gelben Gurte wurden mit der Einführung der neuen Uniform durch Ledergurte ersetzt, deren Breite für die Spritzenmänner 5 cm betrug und für die Steiger 9 cm. Der breite „Steigergurt“ wurde zudem mit einem massiven Eisenhaken für die Sicherung auf der Leiter versehen, was über die Jahre zur Bezeichnung des „Feuerwehr-Hakengurtes“ führte.

Am Sonntag, dem 1. April 1883, war es dann soweit: Das gesamte Corps trat neu uniformiert zur Inspektion im südlichen Flügel der Schrannenhalle an. Da sich die „Kleidsamkeit und praktische Brauchbarkeit“ dieser Uniform bald zeigte, führten eine „ziemliche Anzahl von Feuerwehren“ in Bayern diese ein, wie der Chronist Rudolf Fried im Jahr 1892 beschrieb.

Auch die Mitglieder der Berufsfeuerwehr wurden in gleicher Weise uniformiert, nur die Städtische Compagnie der Stadthauser trug die grauen Joppen mit dem schwarzen Kragen und dem gelb-schwarzen Gurt weiter.

Nach oben

Quellenhinweise

  • Die Münchner Feuerwehr von Heinrich Schläfer von 1979
  • Münchner Feuerwehr-Almanach von 1869
  • Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr München - Verfasst zu 25. jährigen Jubiläum von Rudof Fried
  • StdA-M DE-1992-BRA-0188

Bildnachweis

  • StdA-M DE-1992-HV-BS-A-20-49
  • BFM / StdA-M DE-1992-C1874015
  • BFM / StdA-M DE-1992-C1874016
  • Pressestelle der BF München

Danksagung

  • Der Pressestelle der Branddirektion München (BFM) für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial
  • Dem Stadtarchiv München (StdA-M) für die zur Einsicht gestellten Archivalien