Die Jahre 1911 bis 1919

Die Motorisierung in der Feuerwehr München nimmt immer mehr Fahrt auf. Zunächst noch dampfgetrieben, danach auch vollelektrisch. Durch die Kriegserklärung des Deutschen Reichs im August 1914 müssen auch Männer der FF München an die Front.

Die Motorisierung – eine der größten Veränderungen in der Welt und bei der Feuerwehr

Bevor mit dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914, bei dem der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau ermordet wurden, die Welt erstmals in diesem Jahrhundert in den Abgrund stürzte, vollzog sich in München – abseits der weltpolitischen Bühne – die damals größte Veränderung seit dem Bestehen der Feuerwehr München: 

Die Umstellung vom Pferdefuhrpark hin zu automobilen Löschfahrzeugen.

Bevor jedoch die Reorganisation bei der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1913 durchgeführt wurde, hatte man diese Entwicklung bereits bei der Berufsfeuerwehr München vollzogen. Einer der Gründe, warum sich die Motorisierung nach anfänglicher Skepsis schrittweise durchsetzen konnte, war kurioserweise – ähnlich wie heute – das Thema Umweltverschmutzung in den Städten. Die Pferdefuhrwerke verbreiteten durch ihren Pferdemist Fliegen und Krankheiten wie Typhus. Allein in New York standen 20.000 Todesfälle im direkten Zusammenhang mit dem Pferdedung.

Für die Entsorgung der Pferdeäpfel gab es vor den Städten meist große Flächen, auf denen diese Mistmengen gelagert wurden, bevor sie als organisches Material weiterverwertet wurden. Durch das Aufkommen des Automobils und dessen Verbreitung in den Städten verschwand das Problem innerhalb weniger Jahre. Obwohl Kaiser Wilhelm 1904 nach einer Probefahrt in einem Mercedes-Simplex urteilte: „Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Zur Ehrenrettung des damaligen Deutschen Kaisers muss man aber auch anmerken, dass keiner in die Zukunft schauen konnte und auch ein Pionier des Automobils, Gottlieb Daimler, sich in seiner Prognose kräftig verschätzt hat: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“

1904 – Die erste selbstfahrende Dampfautomobilspritze in München

Begonnen hat die Entwicklung in München bei der Feuerwehr mit der ersten Anschaffung einer Dampfautomobilspritze von Magirus im Jahr 1904. Bereits ein halbes Jahr später verunfallte die Dampfspritze im Januar 1905 tragisch. Bei einer Probefahrt am Harlachinger Berg verunglückte der Brandmeister der Berufsfeuerwehr, Dipl.-Ing. Hans Pfündl, und das Fahrzeug erlitt einen Totalschaden.

Trotz dieses Unglücks wurde eine Ersatzbeschaffung veranlasst und eine zweite Dampfspritze bei Magirus geordert, die 1905 noch geliefert wurde und ab 1906 in der Hauptwache eingesetzt wurde.

1905 – Nach Dampf folgt der Elektroantrieb

Ebenfalls 1905 wurde eine zu schwere Pferde-Kohlensäurespritze mit aufgebauter Drehleiter auf Elektroantrieb umgebaut. Trotz „vier Gäulen“, wie es ein damaliger Journalist der Münchner Post schrieb, war das schwere Gerät nicht in der Lage, die Anhöhe des Harlachinger Berges zu erklimmen. Daher schickte man das Fahrzeug zum Lieferanten, J. C. Braun in Nürnberg, zurück und ließ es zu einem „Elektrischen Selbstfahrer“ umbauen.

Weitere Elektroautomobile folgten: So ein Ergänzungsfahrzeug im Jahr 1906, mit dem weiteres Personal und Material der Hauptwache zu den Ausrückbereichen der Nebenwachen oder Vororten zugeführt werden konnte.

Sowie ein Elektroautomobiler Rettungswagen (Rüstwagen), der den erst 1903 gelieferten pferdegezogenen Rettungswagen aus dem Jahr 1907 ersetzte.

1908 – Die erste Wache für einen automobilen Löschzug

1908 erhielt die Berufsfeuerwehr eine neue Nebenwache am Rande des Ausstellungsparks, die erstmals in der Baugeschichte der Feuerwehr München nur für selbstfahrende Fahrzeuge gebaut wurde und über keine Pferderemisen mehr verfügte. Für diese Wache wurde eine Elektroautomobil-Gas-Spritze und eine Balance-Drehleiter beschafft, die den ersten Automobilen Löschzug der Berufsfeuerwehr München darstellten.

1910 - Die Reorganisation der Motorisierung beginnt

Bevor 1912 eine weitere neue Nebenwache in der Schulstraße in Betrieb genommen wurde, begann man ab 1910 mit der Planung der Umstellung des Pferdefuhrparks auf den Automobilbetrieb.

Verantwortlich war der Brandmeister und spätere Branddirektor Dipl. Ing. Karl Dirnagl. Als studierter Maschinenbau-Ingenieur trat Dirnagl am 6. Juni 1905 die vakante Stelle des verunglückten Brandmeisters Pfündl an und war somit für das gesamte Fahrzeugwesen der Feuerwehr München verantwortlich.

In dieser Position bereiste Dirnagl 1910/11 mehrere Feuerwehren im In- und Ausland sowie Automobilfabriken, um Erkenntnisse über die Einführung motorbetriebener Fahrzeuge bei der Feuerwehr zu sammeln.

Diese Erkenntnisse flossen in eine Denkschrift „Über die Automobilisierung der Berufsfeuerwehr“, die am 1. Juli 1911 vom Kommando herausgegeben wurde. Die wichtigsten Punkte und Vorzüge daraus waren:

  1. Erhöhung der Schlagfähigkeit durch die Schnelligkeit der Fortbewegung.
  2. Auch der Feuerschutz in den Vororten kann durch das Automobil ermöglicht werden.
  3. Erhebliche Ersparnisse an Betriebs- und Unterhaltskosten, die eine rasche Amortisation der hohen Anschaffungskosten ermöglichen.
  4. Personaleinsparung, da keine Kutscher mehr benötigt werden; die zukünftigen Chauffeure zählen zur Fahrzeugbesatzung und können am Brandplatz verwendet werden.
  5. Eine Automobilwache benötigt weniger Raum als eine Wache mit Pferdebespannung, was die Ausstellungswache bereits aufgezeigt hat.
  6. Die Automatisierung bringt eine wesentliche Vereinfachung des Betriebs der Wachen mit sich.

In dieser Denkschrift wurden auch die Betriebskosten des Pferdebetriebs von 59.046 Mark mit den voraussichtlich kalkulierten des Automobilbetriebs von ca. 20.000 Mark verglichen.

Auch die Kalkulation der Beschaffung ist dieser Denkschrift zu entnehmen:

  • Für die Hauptwache, bestehend aus zwei Löschzügen mit je drei Fahrzeugen (einem Mannschaftswagen, einem Löschfahrzeug und einer Drehleiter), sowie einem Ergänzungsfahrzeug, einem Löschfahrzeug und einem Schlauch- und Tenderwagen für den Einsatz in Vororten und zum Überlandeinsatz.
  • Interessant war, dass in der Denkschrift von benzin-elektrischen Fahrzeugen gesprochen wurde, also von Fahrzeugen mit einem „Mixt-Antrieb“, heute als Hybrid-Antrieb bezeichnet.
  • Die Gesamtkosten für die Hauptwache beliefen sich auf 202.000 Mark einschließlich einer feuersicheren Benzinfüllanlage.
  • Für die Nebenwachen wurden vier Mannschafts-Löschfahrzeuge und drei automobile Drehleitern geplant, da die in der Ausstellungs-Feuerwache V bereits eingesetzte elektromobile Drehleiter weiterverwendet werden sollte und lediglich die elektromobile Gasspritze durch den benzin-elektrisch betriebenen Mannschaftswagen mit Rundlaufpumpe ersetzt werden sollte.
  • Die Kosten für die Nebenwachen beliefen sich auf 183.000 Mark bei ebenfalls feuerfesten Benzinfüllanlagen. Zudem wurden Ersatz- und Reserveteile von 5.000 Mark angesetzt, so dass sich ein Gesamtbetrag von 390.000 Mark ergab.

26. September 1911 - Der Magistrat beschließt die Motorisierung der Feuerwehr

Da sich die Gesamtinvestition von 390.000 Mark durch die jährliche Einsparung bei den Betriebskosten in zehn Jahren amortisierte, beschloss der Magistrat, die Finanzierung der Motorisierung der Berufsfeuerwehr für das Jahr 1913 einzustellen.

Allerdings hatte der kleine Haushaltsplanausschuss am 15. Oktober 1911 vorgeschlagen, die erste Rate bereits 1912 einzustellen, um die Motorisierung bereits ein Jahr früher durchführen zu können. Der Magistrat stimmte diesem Vorschlag am 18. Oktober 1911 zu.

17. März 1912 – Die Entscheidung für den kommenden Fuhrpark beginnt

Der Einladung zur Abgabe einer Offerte folgten fünf Firmen. Die Adlerwerke in Frankfurt a. M. und die Daimler-Motoren-Gesellschaft schieden bereits bei der Prüfung der Offerten wegen ungenauer Angaben aus. Zur Auswahl standen daher:

  • Norddeutsche Automobil- und Motoren-Aktien-Gesellschaft (NAMAG-LYOYD) in Bremen-Hastedt
  • Vereinte Feuerwehr Gerätefabriken GmbH (vormals J. C. Braun) in Nürnberg
  • Automobilfabrik A. Saurer in Lindau

Bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wurde, erklärte der hinzugezogene Automobilsachverständige der königlich preußischen Polizeidirektion, Prof. Heinrich Wehrle: Er könne sein Gutachten über die geeignetste Antriebsart sowie in Betracht kommende Pumpen und Drehleitern erst erschöpfend geben, wenn er vor Ort die Leistungsfähigkeit und Güte der Automobilfabrikate durch eingehende Versuche, Messungen, Probefahrten und Besichtigungen studiert habe.

20. April 1912 – Nun kommt alles anders als erwartet

Nachdem Prof. Wehrle mit dem Brandmeister Dipl.-Ing. Dirnagl im Auftrag der Stadt eine Informationsrundreise von Wien über Lindau, Arbon, St. Gallen, Nürnberg, Bremen und Berlin unternommen hatte und alle möglichen Antriebe, Pumpen und Drehleitern überprüft hatte, fiel Wehrles Urteil zugunsten des reinen Benzinmotors aus.

Da die englischen Motoren des Nürnberger Anbieters nicht überzeugten, erhielt die Automobilfabrik Adolf Saurer den Zuschlag für 15 Fahrzeuge. Das Überlandlöschfahrzeug sollte von NAMAG gefertigt werden. Allerdings kam es beim Bremer Unternehmen zu Konstruktionsschwierigkeiten, und der vereinbarte Lieferzeitpunkt konnte nicht gehalten werden. Aufgrund dieses Lieferverzugs mussten die Bremer eine Konventionalstrafe von 2.172 Mark bezahlen, und der Auftrag wurde entzogen. Dieses Fahrzeug würde dann ebenfalls von A. Saurer gefertigt und am 15. Oktober 1913 geliefert werden.

14. Juni 1912 – Auch die Freiwillige Feuerwehr möchte sich motorisieren!

Nachdem die Motorisierung der Berufsfeuerwehr gebilligt wurde, stellte auch der Verwaltungsrat der Freiwilligen Feuerwehr München beim Magistrat den Antrag auf Einführung des Automobilbetriebs.

Die bestehenden 13 Compagnien machten beim Pferdebetrieb noch Sinn. Für die erweiterten Möglichkeiten des Automobiles waren sie jedoch nicht mehr geeignet. Daher war eine Reorganisation der Freiwilligen Feuerwehr erforderlich. Der Verwaltungsrat schlug vor, die 13 Compagnien auf sechs Abteilungen zusammenzufassen.

Bereits seit 1909 beschäftigte sich das Oberkommando mit einer entsprechenden Reorganisation der Compagnien. Da die Motorisierung dies nun erforderte, wurde der Plan wieder aufgegriffen, entsprechend den aktuellen Bedürfnissen angepasst und sollte bis zur Einführung der Motorisierung im Jahr 1914 umgesetzt werden.

14. September 1912 – Das erste Löschfahrzeug trifft in München ein

Vertraglich war mit dem Unternehmen in Lindau vereinbart, dass zuerst ein Mannschafts- und Gerätewagen mit Rundlaufpumpe am 14. September 1912 geliefert wird, damit die Chauffeursausbildung beginnen kann.

Im Anschluss folgte am 5. Oktober jeweils ein Löschfahrzeug und eine Drehleiter sowie anschließend im dreiwöchigen Rhythmus jeweils noch zwei Löschfahrzeuge und Drehleitern zur Ausstattung der Nebenwachen.

Zum Ende des Jahres, am 31. Dezember 1912, wurde der Schlauch- und Tenderwagen geliefert, der der Ausbildung der Chauffeure der Hauptwache diente.

Die sechs Fahrzeuge für die Hauptwache – jeweils eine Motorspritze, eine Drehleiter und ein Mannschaftswagen für die zwei Löschzüge – wurden Ende Juli 1913 geliefert.

Mit der Überland-Motorspritze am 15. Oktober 1913 sollte die Motorisierung der Berufsfeuerwehr vorerst abgeschlossen sein.

Es zeigte sich, dass die Ausbildung der Chauffeure mehr Zeit als geplant beanspruchte. Zudem wurden für die Berufsfeuerwehr 40, für die Freiwillige Feuerwehr weitere 14 und für den der Feuerwehr unterstellten Rohrbruchwagen zwei Chauffeure benötigt – insgesamt also 56. Dafür reichte der Schlauch- und Tenderwagen allein nicht mehr aus. Außerdem wurde dieser nach Abschaffung der Zugpferde für den in Reserve gehaltenen pferdegezogenen Schlauch- und Tenderwagen eigentlich im Einsatzdienst benötigt.

Das Feuerwehrkommando beantragte daher am 11. November 1913 ein weiteres Fahrzeug für den Übungsdienst. Dieser Antrag wurde in der Plenarsitzung vom Magistrat abgelehnt. Ein erneuter, nun detaillierter Antrag mit der genauen Aufstellung der benötigten Chauffeure und einer umfassenden Erläuterung der Ausbildung vom 13. Januar 1914 hatte mehr Erfolg und wurde in der Sitzung des Gemeindebevollmächtigten-Kollegiums am 22. Januar 1914 genehmigt.

So konnte bereits am 4. Februar 1914 das „Automobil-Chassis für einen Übungswagen“ bei der Automobilfabrik Adolph Saurer in Lindau bestellt werden; die Auslieferung erfolgte bereits Ende Februar.

Damit war die Motorisierung der Berufsfeuerwehr München endgültig abgeschlossen. München war die erste Berufsfeuerwehr in Deutschland, die komplett auf selbstfahrende Automobile umgestellt hatte und keine Pferdefuhrwerke mehr nutzte.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf 389.870,67 Mark. Die Schlussabrechnung ergab – trotz des Übungswagens und der Kosten der Informationsreise von Professor Wehrle – ein Plus von 129,33 Mark.

Zumindest was Kostenkalkulation und Einhaltung von Lieferterminen bei einem so großen industriellen Vorhaben betraf, war die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg verlässlicher als die heutige.

21. November 1912 - Das Gutachten für die Motorisierung der FF München

Brandmeister Karl Dirnagl und der Compagnie-Führer der Freiwilligen Feuerwehr, Gemeindebevollmächtigter Georg Strobl, unternahmen eine Informationsreise nach Grunewald, Berlin, Frankfurt a. M., Mannheim, Karlsruhe, St. Gallen und Augsburg. Auf Basis des Reiseberichts wurde dem Magistrat ein Gutachten vorgelegt.

Darin empfahl man, für die sechs neuen Abteilungen der FF München ein Automobilgerät nach dem Vorbild der Feuerwehr St. Gallen zu beschaffen: eine Motorspritze für zwölf Mann mit eingebauter Zentrifugalpumpe (600 l/min) und einer tragbaren Schiebleiter (14 m), außerdem eine Schlauchhaspel mit der nötigen Anzahl Schläuchen und kleineren Geräten.

Veranschlagt wurden für die sechs Motorlöschspritzen 138.000 Mark und zusätzlich 16.200 Mark für Benzinabfüllanlagen, Schiebleitern, Aufenthaltsräume für die Chauffeure der Berufsfeuerwehr in den Gerätehäusern (falls noch nicht vorhanden) sowie für die Umstellung der Alarmierung der Mitglieder der Freiwillige Feuerwehr.

4. Mai 1913 – Lieferauftrag für sechs selbstfahrende Motorspritzen für die FF München

Den Auftrag für die sechs Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr München erhielt wiederum die Automobilfabrik Adolph Saurer in Lindau. Damit waren die Fahrgestelle von Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr identisch.

Diese Idealvorstellung eines möglichst einheitlichen Fuhrparks, von Karl Dirnagl erstmals umgesetzt, wurde bei der Feuerwehr München – abgesehen von der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg – von allen Chefs der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr München bis heute favorisiert und weitgehend umgesetzt.

Die Typenreinheit der Münchner Löschzüge ab 1960 war und ist legendär. Auch das darauffolgende HLF-Konzept basiert auf dieser Typenreinheit. Die Feuerwehr München ist die einzige Großstadtfeuerwehr in Deutschland, bei der sowohl bei der Berufsfeuerwehr als auch bei der Freiwillige Feuerwehr ein einheitliches Hilfeleistungs-Löschfahrzeug eingesetzt wird – so, wie es Karl Dirnagl 1912/1913 mit der einheitlichen Motorspritze von A. Saurer bereits eingeführt hatte.

1. Januar 1914 – Die reorganisierte Freiwillige Feuerwehr München ist einsatzbereit

Nachdem Saurer 1913 die ersten zwei Motorspritzen geliefert hatte, rückte die neue Abteilung 4 (Schwabing) am 1. Januar 1914 um 09:00 Uhr erstmals mit der Motorspritze zu einem Kleinbrand in die Tengstraße 4 aus.

Die Abteilungen setzten sich ab diesem Zeitpunkt wie folgt zusammen:

Abteilungentstand aus
1 – Sendling, Plinganserstraße 21 VI. + VIII. + XII. Compagnie
2 – Laim, Landsberger Straße 293 XIII. Compagnie
3 – Neuhausen, Schulstraße 7 VII. + XI. Compagnie
4 – Schwabing, Haimhauserstraße 1½ II. + IX. Compagnie
5 – Au, Kirchenstraße 9 V. + X. Compagnie
6 – Giesing, Silberhornstraße 4III. + IV. Compagnie

Die Reorganisation verlief jedoch nicht reibungslos. Zwischen den zusammengelegten Compagnien gab es durchaus den ein oder anderen Verdruss. Auch von Austritten ist in manchen Chroniken der neuen Abteilungen zu späteren Jubiläen zu lesen.

Manches Feuerhaus, das den Anforderungen einer motorisierten Feuerwehr eigentlich noch entsprach – wie z. B. das Haus der VIII. Compagnie in der Tumblingerstraße – wurde geschlossen. Die Mannschaft des ehemaligen Südviertels wurde zum Alarm mit einem Mannschaftswagen der Berufsfeuerwehr am Kapuzinerplatz abgeholt.

Die Abteilung 2 in Laim weigerte sich nicht nur gegen die Eingemeindung 1900, sondern sperrte sich auch gegen einen weiteren Zusammenschluss und blieb daher mit ihrem neuen Automobil selbstständig.

Die Gerätehäuser von Nymphenburg und Gern (ehem. XI. Compagnie) wurden aufgelöst, sodass nur noch das Gerätehaus der Abteilung 3 in Neuhausen, Schulstraße, bestand.

Die I. Compagnie löste sich im Zuge der Reorganisation als Innenstadt-Compagnie bereits zum 28.02.1913 selbstständig auf, vermutlich da wegen der Nähe zur Hauptwache eine Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr keinen Sinn machte. Es brauchte übrigens 57 Jahre, bis es wieder einer Innenstadt-Abteilung der FF München gab. Im Vorfeld der Olympischen Spiele wurde die „Löschgruppe Mitte“ 1969 wiedergegründet.

Diese Reorganisation war letztlich notwendig, auch mit Blick auf die kommenden Eingemeindungen nach München. Die eingemeindeten Freiwilligen Feuerwehren wurden zwar nicht in die FF München eingegliedert und sollten für zehn Jahre ihre Eigenständigkeit behalten; sie rückten vorerst weiterhin mit ihren Handdruckspritzen und entsprechender Pferdebespannung aus.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte vermutlich bei den neuen Vorstadt-Feuerwehren die zeitnahe Motorisierung. Auch der Ausbau des Feuertelegraphennetzes zur schnellen Alarmierung verzögerte sich, obwohl es bereits detaillierte Kostenberechnungen gab.

Folgende Gemeinden mit ihren Freiwilligen Feuerwehren wurden ab 1912 nach München eingemeindet:

Gemeinde eingemeindet am
Forstenried – Feuerhaus Forstenrieder Straße 54a 01.01.1912
Milbertshofen – Feuerhaus Moosacher Straße 11 01.04.1913
Moosach – Feuerhaus St.-Martins-Platz 5 01.07.1913
Oberföhring – Feuerhaus Muspillistraße 8 01.07.1913
Berg am Laim – Feuerhaus Baumkirchner Straße 23a 01.07.1913

1. August 1914 – Deutschland tritt in den Ersten Weltkrieg ein

Der Kriegseintritt des Deutschen Kaiserreichs an der Seite seines Verbündeten Österreich-Ungarn brachte auch für die Münchner Feuerwehr große Veränderungen.

Da 89 Männer der Berufsfeuerwehr zur Wehrmacht eingezogen wurden, war die Einsatzkraft der professionellen Brandschützer stark reduziert, sodass die Männer der Freiwilligen Feuerwehr einspringen mussten. Aufgrund eines Erlasses des Oberkommandos meldeten sich 90 Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr und besetzten die freien Stellen in den Nebenwachen der Berufsfeuerwehr.

Verbrieft ist, dass 12 Kameraden der Abt. 1 (Sendling) die Nebenwachen I und II der Berufsfeuerwehr während der Kriegszeit besetzten.

Von der Abteilung 3 (Neuhausen) waren 14 Mitglieder als Aushilfsfeuerwehrmänner im Dienst.

In der Abteilung 5 (Au) meldeten sich 27 Kameraden für den städtischen Dienst, von denen jedoch die meisten im Laufe der Kriegsjahre ebenfalls einrücken mussten.

Die Abteilung 2 (Laim) hatte im Gegensatz zu den übrigen Abteilungen ein schwieriges Verhältnis zur FF München. Man war gegen die Eingemeindung und gegen die Reorganisation. Vermutlich wurde daher die Compagnie Laim nicht mit einer anderen Compagnie verschmolzen. Es ist auch anzunehmen, dass keine Kräfte der Abteilung während des Krieges Dienst in den Nebenwachen der Berufsfeuerwehr ausübten. Zumindest wurde dies nie urkundlich erwähnt – ebenso wenig wie bei den Schwabingern (Abteilung 4) und den Giesingern (Abteilung 6).

Der Weltkrieg forderte auch in den Reihen der Feuerwehr München viele Opfer. Bei der Berufsfeuerwehr kehrten 19 Kameraden nicht mehr vom Schlachtfeld zurück. Auch in der Freiwilligen Feuerwehr ließen viele Kameraden ihr Leben im Schützengraben.

Von der Abteilung 1 (Sendling) standen 58 Kameraden im Felde. Fünf von ihnen besiegelten ihre Treue zum Vaterland mit dem Tod.

Die Abteilung 3 (Neuhausen) stellte 32 Kriegsteilnehmer, von denen ein Drittel gefallen ist. Für die elf Kameraden der Abteilung 3 wurde eine Gedenktafel am Westfriedhof installiert.

In Schwabing (Abteilung 4) fielen sechs Kameraden von etwa 50, die ins Feld zogen.

In der Abteilung 5 (Au) rückten 47 Mann teils sofort, teils im Laufe der Kriegsjahre zu den Fahnen ein. Sieben Kameraden verstarben, zwei davon an ihren Verletzungen in der Heimat.

Von den 48 Kameraden der Abteilung 6 (Giesing) blieben sechs auf dem „Feld der Ehre“ zurück.

Bei der vor dem Krieg eingegliederten Freiwilligen Feuerwehr Moosach kehrten von 14 einberufenen Kameraden nur vier aus dem Krieg heim – nach Aktenlage die höchsten Verluste innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr.

Quellenhinweise

  • Heinrich Schläfer: Die Münchner Feuerwehr, 1979
  • Hans-Joachim Profeld: Die Feuerwehr München und ihre Fahrzeuge bis in die 60er Jahre, 1997
  • Denkschrift zur Reorganisation des Feuerlöschwesens der kgl. Haupt- und Residenzstadt München, 1909
  • Festschriften der Abteilungen 1, 3, 4, 5 und 6
  • StdA-M: DE-1992-BRA-0481

Bildnachweis

  • Pressestelle der BF München
  • Archiv Andreas Abend

Danksagung

  • Der Pressestelle der Branddirektion München (BFM) für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial
  • Dem Stadtarchiv München (StdA-M) für die zur Einsicht gestellten Archivalien
  • Andreas Abend für seine Unterstützung bei der Reorganisation der Compagnien
  • HBM a.D. Hans-Joachim Profeld für seine umfassende Recherchearbeit und Veröffentlichungen zum Fahrzeugwesen der Feuerwehr München

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