23. Feuerwehrsymposium

Nach zweijähriger, pandemiebedingter Pause fand am Samstag, den 12.11.2022 die lang ersehnte Neuauflage des Münchner Feuerwehrsymposiums statt.

In altbewährter Weise konnte die Veranstaltung wieder in den Räumlichkeiten der Versicherungskammer Bayern in München-Giesing stattfinden. Wie bereits in den Jahren zuvor erfuhr das Symposium erneut große Beliebtheit, weshalb schon nach kurzer Anmeldungsphase alle zur Verfügung stehenden Plätze ausverkauft waren.

So konnte der Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverband München, Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble, wieder ein vollbesetztes Auditorium begrüßen. Besonders erfreulich war für ihn, nicht nur interessierte Gäste aus Bayern, sondern auch von weither angereiste Besucher*innen, z.B. aus Baden-Württemberg oder aus Südtirol, zur Veranstaltung willkommen zu heißen. Die angekündigten Programmpunkte versprachen einen abwechslungsreichen und interessanten Fortbildungstag.

Für die Versicherungskammer Bayern als Hausherr der Veranstaltungsstätte begrüßte Christian Krams, Mitglied des Vorstandes der BAVARIA direkt und Leiter Schaden im Konzern Versicherungskammer, die Teilnehmenden. Als Mitglied im Beirat des Landesfeuerwehrbands ist dieser bestens mit den Herausforderungen des Feuerwehrwesens vertraut. Unter anderem an der regelmäßigen Bereitstellung des Foyers für das Symposium zeigt sich die enge Partnerschaft des Konzerns zur Feuerwehr. Herr Krams wünschte den Besucher*innen spannende Vorträge und einen regen persönlichen Austausch.

In bewährter Weise übernahm sodann Oliver Bendixen die Moderation der Veranstaltung. Der große Zuspruch zum Symposium ist aus seiner Sicht auch darin begründet, dass hier keine Fakenews oder alternative Wahrheiten geboten werden. Vielmehr sprechen hier Fachleute zu Fachleuten. Seine Begeisterung für die traditionelle Mitgestaltung des Formats habe einen einfachen Grund: pure Neugier. „Bei jedem Symposium habe ich Dinge erfahren, die ich noch nicht wusste“, erklärte der langjährige Journalist.

Einsatzbericht: S-Bahn-Zusammenstoß in Schäftlarn

„Was haben Sie am Nachmittag des 14. Februar 2022 gemacht?“ Die Frage von Moderator Bendixen konnten sicher einige der Zuhörerinnen und Zuhörer des ersten Vortrags beantworten. Auf jeden Fall aber der Referent auf der Bühne, Kreisbrandrat Harald Stoiber aus dem Landkreis München.

Beim Zusammenstoß zweier S-Bahnzüge auf der eingleisigen Strecke zwischen München und Wolfratshausen in Schäftlarn wurden an diesem Tag 95 Personen verletzt, für einen Insassen des Zuges kam jegliche Hilfe zu spät. Die stark bewachsene Einsatzstelle nahe der Bundesstraße B11 erschwerte die Rettung der Personen im Zug. Mittels Motorsägen musste erst ein Zugang zur Unfallstelle geschaffen werden. Hierzu war zudem das Besteigen des höher liegenden Bahndamms erforderlich. Insgesamt waren zirka 1100 Einsatzkräfte mit 336 Fahrzeugen vor Ort.

Der Vortrag beleuchtete insbesondere die Einsatzschwerpunkte, die Problematiken im Einsatz, die Unterstützung durch Drohnen sowie die Notwendigkeit von PSNV-Maßnahmen für die Einsatzkräfte.

Veränderungsprozesse im Ehrenamt Feuerwehr erfolgreich gestalten

Im Land Baden-Württemberg leisten knapp mehr als 110.000 Feuerwehrangehörige ihren Dienst. Davon sind lediglich zirka 2.500 hauptberuflich tätig. Dies entspricht ungefähr einem Anteil von 2%. Somit basieren die Organisationsstrukturen bei den Feuerwehren zum größten Teil auf ehrenamtlichem Engagement.

„Veränderungsprozesse in einem solchen System lassen sich leider nicht immer reibungslos gestalten. Vor allem dann nicht, wenn dabei die Bedürfnisse, Gewohnheiten oder Tätigkeitsfelder der einzelnen Mitglieder sich ändern müssen,“ meint Nils Schulze, der Referent des zweiten Fachvortrags.

Der stellvertretende hauptamtliche Leiter der Offenburger Feuerwehr erläuterte das Beispiel seiner Heimatstadt Offenburg, die von einer reinen freiwilligen Feuerwehr zu einer Feuerwehr mit hauptberuflicher Einsatzabteilung wuchs. Dabei gab es vielfältige Herausforderungen, wie zum Beispiel die Fusion einzelner Ortsteilfeuerwehren zu neuen Einsatzabteilungen. Aus dem erfolgreichen Veränderungsprozess resultieren die „Offenburger Thesen“, die durchaus Modellcharakter für andere Feuerwehren in Deutschland haben können.

Regelkreis Brandschutz

Der vorbeugende Brand- und Gefahrenschutz schlägt die Brücke zwischen den baurechtlichen Regelungen, der Gefahrenbewertung der Feuerbeschau und den Einsatzmaßnahmen im Brandfall. Aus Sicht des vorbeugenden Brandschutzes sollten daher die baurechtlichen Regelungen möglichst der Einsatzpraxis entsprechen.

Die zentralen Fragestellungen des nächsten Vortrages waren: Passen die baurechtlichen Regelungen zur Einsatzpraxis der Feuerwehr? Und: Passt die Einsatztaktik auch zu den baurechtlichen Regelungen? Antworten darauf gab Peter Bachmeier, Abteilungsleiter der Einsatzvorbeugung der Branddirektion München und seit Jahren Mitglied in mehreren Fachgremien auf Landes- und Bundesebene. Seine Erkenntnisse stützen sich unter anderem auf ein Projekt, das in den vergangenen Jahren in München durchgeführt wurde.

Die gewonnenen Datensätze aus der Begehung und Bewertung von Einsatzstellen in mehreren Städten in Deutschland geben Aufschluss über folgende Gesichtspunkte: Wird die Eigenrettung von Personen aus dem Gebäude durch Maßnahmen der Feuerwehr beeinträchtigt? Was kann die Feuerwehr bei der Fremdrettung von Personen leisten? Oder: Gibt es bei Fassadenbränden einen Dissens zwischen baurechtlichen Zielen und den Grundlagen der Feuerwehrbedarfspläne?

Einsatzbericht: Großbrand eines Gebäudekomplexes in Essen

Am 21. Februar 2022 kam es in der Nacht im Essener Westviertel zu einem Brandereignis, das über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit sorgte. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand bereits ein großer Teil der Fassade des Wohnblocks in Flammen. Durch die enorme Hitzeentwicklung wurden auch benachbarte Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Die rasante Brandausbreitung stellte die Einsatzkräfte vor eine große Herausforderung. Trotz des schnellen und massiven Einsatzes brannten 35 Wohnungen komplett aus. Glücklicherweise wurden nur drei Personen leicht verletzt.

Die umfangreichen Maßnahmen der Feuerwehr beschrieb Thomas Lembeck, Direktor der Feuerwehr Essen. Neben den Einsatzschwerpunkten vor Ort ging er auch auf die nachgelagerte Stabsarbeit sowie auf die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein.

Vegetationsbrandbekämpfung – Besonderheiten und Erfahrungen 2022

Seit fast zwei Jahrzehnten befasst sich Dr. Ulrich Cimolino mit dem Themenfeld der Vegetationsbrandbekämpfung. Der in Bayern geborene und aufgewachsene Fachmann bildete mit seinen Ausführungen den Abschluss des Symposiums.

Ausgehend von einer kurzen Schilderung der „kalten Lage“ in Deutschland spannte er schnell einen Bogen über erwähnenswerte Einsatzereignisse der letzten Jahre hin zu den besonderen Erfahrungen aus dieser Zeit. Der vergangene Sommer bildete ein Extrem was Wind, Temperatur und Luftfeuchtigkeit betrifft. Wesentliche Erkenntnisse stellte der Referent in Bildern und Filmen dar. Zudem erklärte er Gefahren und Möglichkeiten, den Einsatz einfacher, besser und sicherer zu gestalten. Das reicht von der richtigen Persönlichen Schutzausrüstung, über das geeignete Werkzeug bis hin zu den notwendigen Fahrzeugen und deren Zusammenstellung zu taktisch sinnvollen Einheiten - eben dem richtigen Management der Fähigkeiten.

Hinweis: Die Vortragsunterlagen sind ausschließlich zur persönlichen Verwendung bestimmt. Eine weitere Veröffentlichung und Verbreitung oder Nutzung für einen eigenen Vortrag ist untersagt.